Gesundheitswesen 2010; 72 - P20
DOI: 10.1055/s-0030-1266528

Schulung zum Gesundheits-Coach für Mitarbeiter in arbeitsmarktintegrativen Maßnahmen – erste Evaluationsergebnisse

H Limm 1, M Heinmüller 2, K Horns 2, A Kimil 3, R Salman 3, H Hofmann 4, H Gündel 1, P Angerer 2
  • 1Universitätsklinikum Ulm, Ulm
  • 2LMU, München
  • 3EMZ, Hannover
  • 4f-bb, Nürnberg

Einleitung: Eine Schwachstellenanalyse von Gesundheitsförderungsinterventionen für sozial Benachteiligte zeigte, dass nur vereinzelt eine gezielte Schulung und Begleitung professioneller Aktivitätenträger stattfand (Siegrist/Joksimovic 2001). Qualifizierungsangebote in Gesundheits-Coaching für sozialpädagogische Fachkräfte im Setting arbeitsmarktintegrativer Maßnahmen können zur Behebung dieses Mangels beitragen und entsprechen der Forderung nach mehr Settingprojekten in der Primärprävention. Material und Methoden: Im Rahmen eines Forschungsvorhabens zur Gesundheitsförderung langzeitarbeitsloser Menschen, das auf Empowerment-Förderung und Schaffung gesundheitsförderlicher Settings abzielt, wurde eine 3-tägige „Schulung zum Gesundheitscoach“ entwickelt, die dazu befähigen soll, ein zielgruppenspezifisches partizipatives Gesundheitskompetenztraining (motivierende Gesundheitsgespräche, Gruppenangebote) durchzuführen. Die Schulung basiert auf einem bio-psycho-sozial verstandenem Gesundheitsbegriff und soll präventivmedizinisches Basiswissen (Hauptthemenfelder: Ernährung, Bewegung, Rauchen, Alkohol, psychische Gesundheit) sowie Methoden- und interkulturelle Kompetenz vermitteln und praktische Umsetzungsmöglichkeiten im Setting aufzeigen. Die summative Evaluation der Schulungsmaßnahme basiert auf einer standardisierten Befragung der TeilnehmerInnen im Anschluss an die Schulung mittels eines extern entwickelten Kursbeurteilungsbogens. Die Ergebnisse dienen – neben prozessevaluativen Bewertungen – der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Schulungskonzeptes. Ergebnisse: Von 27 Schulungsteilnehmern konnten 22 erreicht werden, ihr Durchschnittsalter betrug 44 Jahre. 14 TN (64%) gaben an, mit Migranten zu arbeiten. Lediglich 4 TN (18%) integrieren bereits Gesundheitsthemen in ihre Arbeit. 19 TN (86%) bewerteten die Schulungsmaßnahme insgesamt positiv bzw. sehr positiv. 20 TN (91%) fühlten sich gut gerüstet für die Durchführung motivierender Gesundheitsgespräche, 19 TN (86%) für die Durchführung von Gesundheitsgruppen. 19 TN (86%) gaben an, ihre Motivation zur Arbeit als Gesundheits-Coach sei gestiegen. Die Schulungsunterlagen wurden von 21 TN (95%) als hilfreich für die praktische Umsetzung beurteilt. Die Schulungsdauer wurde als etwas zu kurz eingeschätzt und mehr Raum für das Thema „psychische Gesundheit“ und den kollegialen Erfahrungsaustausch gewünscht. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen die Akzeptanz von Gesundheitsschulungen im Setting arbeitsmarktintegrativer Maßnahmen. Dem Wunsch nach einer längeren Schulungsdauer wird durch regelmäßige Folgetreffen mit Fallbesprechungen und Erfahrungsaustausch Rechnung getragen. Eine weitere Befragung ist nach 3 Monaten Praxisphase geplant.