Gesundheitswesen 2010; 72 - V115
DOI: 10.1055/s-0030-1266295

Gesundheitliche und motivationale Effekte eines intensiven Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstrainings (KAKo-Training) bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen

K Mattukat 1, L Beck 2, H Schmidt 3, D Rennert 4, I Ehlebracht-König 5, K Kluge 6, W Mau 7
  • 1Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät, MLU Halle-Wittenberg, Halle
  • 2Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät, MLU Halle-Wittenberg, Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e.V. Frankfurt am Main, Frankfurt
  • 3Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät; MLU Halle, Halle
  • 4Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät, MLU Halle, Halle
  • 5Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen
  • 6Teufelsbad Fachklinik Blankenburg, Blankenburg
  • 7Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät; MLU Halle, Halle

Hintergrund: Chronische Polyarthritiden (cP) und Spondyloarthritiden (SpA) können die Aktivität und Teilhabe der Betroffenen stark einschränken. Regelmäßige, intensive körperliche Bewegungsaktivitäten führen zu einer signifikanten Verbesserung der Funktionskapazität ohne vermehrte Gelenkschäden oder Erhöhung der Krankheitsaktivität. Daher wurde in einem Projekt während der stationären Rehabilitation ein intensives Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining (KAKo-Training) in geschlossenen Gruppen mit systematischer Motivationsarbeit kombiniert. Durch die konkrete individuelle Planung der Fortführung von Bewegungsaktivitäten soll deren langfristige Aufrechterhaltung gefördert werden. Methoden: Die Studie wird im sequenziellen Kontroll-Interventionsgruppen-Design bei Rehabilitanden mit cP oder SpA des Rehazentrums Bad Eilsen und der Teufelsbad Fachklinik Blankenburg durchgeführt (Kontrollgruppe [KG] n=212, Interventionsgruppe [IG] n=190). Die Teilnehmer werden zu vier (KG) bzw. fünf (IG) Messzeitpunkten befragt. Aktuell wurden Daten von 402 Rehabilitanden (Durchschnittsalter 48 (±9) Jahre, 63% Frauen, 70% cP, 30% SpA) zu Reha-Beginn (T1) und Reha-Ende (T2) analysiert. Ergebnisse des 6-Monats-Follow-Ups werden zum Kongress verfügbar sein. Ergebnisse: Beide Gruppen zeigen zu T2 im Vergleich zu T1 signifikante Verbesserungen bezüglich ihrer physischen und psychischen Gesundheit (u.a. gesundheitsbezogene Lebensqualität [SF-36], Angst/Depression [HADS-D]) (p<0,05) sowie eine zu T2 gegenüber T1 gesteigerte Bewegungsmotivation (TTM-Stufen, Selbstwirksamkeit, Entscheidungsbalance) (p<0,001). Die Patienten der IG verbessern sich zu T2 zusätzlich hinsichtlich ihrer körperlichen Funktionsfähigkeit (FFbH-PR) und ihrer Schmerzen (p<0,05). Patienten der IG beschrieben im Vergleich zur KG am Reha-Ende eine signifikant höhere Zunahme ihres psychischen Wohlbefindens, geringere Beeinträchtigungen der körperlichen Rollenfunktion (SF-36) (p<0,05) sowie größere Zufriedenheit mit Behandlung und Reha-Erfolg (p<0,01). Diskussion: Körperliche, psychische und motivationale Verbesserungen bestätigen den positiven Verlauf der Standardrehabilitation bei Patienten mit chronischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und können durch ein intensiviertes Training mit systematischer Motivierungsarbeit noch gesteigert werden. Inwiefern sich diese Steigerung auch langfristig verstetigt und auf das zukünftige Bewegungsverhalten auswirkt, wird im weiteren Studienverlauf geprüft.