Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45(7/08): 456-462
DOI: 10.1055/s-0030-1262472
Fachwissen
Notfallmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Notfallversorgung einer Radsportveranstaltung – Planung, Management und Einsatzaufkommen

Medical coverage of a road bicycle raceFlorian Reifferscheid, Markus Stuhr, Ulf Harding, Christine Schüler, Jürgen Thoms, Klaus Püschel, Stefan Kappus
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Publication Date:
21 July 2010 (online)

Zusammenfassung

Die Planung und Durchführung der sanitäts- und rettungsdienstlichen Absicherung von Sportgroßveranstaltungen stellt die Verantwortlichen immer wieder vor große Herausforderungen und erfordert bereits in der Planung kompetenten medizinischen Sachverstand. Neben der Absicherung der aktiven Sportler müssen in der Einsatzkonzeption außderdem berücksichtigt werden: die Versorgung der Zuschauer sowie der Anwohner der Veranstaltungsflächen und eventuell auftretende Großschadensereignisse. Der folgende Beitrag beschreibt am Beispiel der Hamburger Cyclassics, einem Radrennen für Profis und Amateure, mit welchen Patientenzahlen, Verletzungsarten und Notfallereignissen im Rahmen der Planungen für die rettungsdienstliche Absicherung gerechnet werden muss und welche Notwendigkeiten sich für den Rettungsdienst daraus ergeben.

Abstract

Major sport events require adequate expertise and experience concerning medical coverage and support. Medical and ambulance services need to cover both participants and spectators. Likewise, residents at the venue need to be provided for. Concepts have to include the possibility of major incidents related to the event. Using the example of the Hamburg Cyclassics, a road bicycle race and major event for professional and amateur cyclists, this article describes the medical coverage, number of patients, types of injuries and emergencies. Objectives regarding the planning of future events and essential medical coverage are consequently discussed.

Kernaussagen

  • Die sanitäts- und rettungsdienstliche Betreuung einer Radsport-Großveranstaltung bedeutet für die an der Organisation und Durchführung Beteiligten eine große Herausforderung. Um eine hohe Qualität der medizinischen Versorgung sicherzustellen, müssen Ärzte an der Planung der Einsätze beteiligt sein.

  • Neben der Absicherung von Teilnehmern und Zuschauern gilt es, die Versorgung der Wohngebiete sicherzustellen, die durch den Streckenverlauf vom regulären Rettungsdienst abgetrennt sind.

  • Die Unfallschwerpunkte sind nur schwer vorhersagbar und finden sich im Laufe der Veranstaltung an unterschiedlichen Orten.

  • Es ist zu erwarten, dass verletzte Teilnehmer nicht nur einer sanitätsdienstlich-ambulanten, sondern auch einer klinischen Diagnostik und Behandlung bedürfen. In einzelnen Fällen ist mit schweren und lebensbedrohlichen Verletzungen zu rechnen, die eine Maximalversorgung notwendig machen können.

  • Die Disposition der Rettungsmittel muss so erfolgen, dass der Dynamik der Veranstaltung Rechnung getragen wird und sich entwickelnde Unfallschwerpunkte rasch abgesichert werden können.

  • Eine kontinuierliche Auswertung von Verletzungshäufigkeit und -schwere hilft bei der Planung der rettungsdienstlichen Versorgung von Folgeveranstaltungen.

Weiteres Material zum Artikel

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Dr. med. Florian Reifferscheid
Dr. med. Markus Stuhr
Dr. med. Ulf Harding
Dr. med. Christine Schüler
Jürgen Thoms
Prof. Dr. med. Klaus Püschel
Dr. med. Stefan Kappus

Email: reifferscheid@anaesthesie.uni-kiel.de

Email: m.stuhr@buk-hamburg.de

Email: u.harding@uni-muenster.de

Email: doc@docschueler.com

Email: juergen.thoms@feuerwehr.hamburg.de

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Email: stefan.kappus@feuerwehr.hamburg.de

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