Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_126
DOI: 10.1055/s-0030-1261593

Hydrozephalusableitung bei Früh- und Neugeborenen: Sonographische Neuronavigation

J Jüngert 1, M Schroth 1, O Ganslandt 2, W Rascher 1, IY Eyüpoglu 2
  • 1Kinder- und Jugendklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen
  • 2Neurochirurgische Klinik, Universitätsklinikum, Erlangen

Fragestellung: Als Ursachen eines drainagepflichtigen Hydrozephalus bei Früh- und Neugeborenen kommen insbesondere posthämorrhagische Obstruktionen, Fehlbildungen, Raumforderungen oder postentzündliche Obstruktionen in Betracht. Die exakte intraventrikuläre Implantation eines Shunts oder einer Ableitung kann gerade bei Frühgeborenen schwierig sein. Wir berichten über unsere Erfahrungen von 6 sonographisch gesteuerten Operationen bei 5 Patienten. Methodik: Bei 5 Patienten wurde unter Ultraschallkontrolle ein intraventrikulärer Katheter in das Vorderhorn eines Seitenventrikels implantiert. Die sonographische Darstellung erfolgte bei 4 Patienten mittels 8MHz Cureved-Array- Sonde, bei einem Patienten mit kleiner Fontanelle mittels 4MHz- Sektor- Sonde. Patienten: 3 Frühgeborene mit posthämorrhagischem Hydrozephalus und einem Operationsgewicht von 700–1300g. Ein SGA-Frühgeborenes der 29.+2 SSW, Geb.-Gew. 700g, mit lumbaler Meningomyelocele und Chiari- II- Malformation mit Hydrozephalus: Anlage einer Rickhamkapsel (8 Wochen) und Anlage einer externen Ventrikeldrainage (10 Wochen). Ein Patient mit lumbosakraler Meningomyelocele und Hydrozephalus. Ein Patient, reif geboren, 6 Monate, Medulloblastom: optimale Positionierung des Katheters zur Chemotherapie. Ergebnisse: Bei allen Patienten ließ sich die Einführung des Katheters in das Ventrikelsystem sonographisch darstellen. Um ein ausreichendes Schallfenster zu haben, muss der Folienausschnitt über der großen Fontanelle hinreichend groß sein. Ein ganz elementarer Aspekt ist die exakte sonographische vorherige Längenbestimmung des Shunts – bzw. Katheters. Dies war bei allen Patienten sehr gut möglich. Bei der Rickham-Kapselanlage zur intrathekalen Chemotherapie bei Medulloblastom ließ sich bereits intraoperativ sonographisch sicherstellen, dass das Katheterende korrekt und nicht beispielsweise im Parenchym endete. Zusammenfassung: Unsere Erfahrung zeigt, dass gerade bei Frühgeborenen mit Hydrocephalus die sonographische Neuronavigation bei der Implantation einer Ventrikelableitung einen ganz wesentlichen Vorteil darstellt. Fehllagen von Venrtikeldrainagen können unmittelbar intraoperativ korrigiert bzw. vermieden werden. Auch bei speziellen weiteren Indikationen, wie Rickham-Kapsel-Anlage zur Chemotherapie bei Medulloblastom, ist die sonographische intraaoperative Kontrolle von wesentlicher Bedeutung. Nach unserer Einschätzung sollte insbesondere bei Frühgeborenen die Implantation einer Ventrikeldrainage unter sonographischer Kontrolle erfolgen.