Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_PO_29
DOI: 10.1055/s-0030-1261445

Vergleichende Kostennutzwertanalyse zweier neuer Pneumokokkenkonjugatimpfstoffe (PHiD-CV und PCV-13)

S Knoll 1, D Jochum 1, S Talbird 2
  • 1Reimbursement & Health Outcomes, GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, München
  • 2RTI Health Solutions, NC 27709, USA

Hintergrund: Die Ständige Impfkomission (STIKO) empfiehlt für alle Kinder in den ersten 2 Lebensjahren die Impfung gegen Pneumokokken. In Deutschland sind drei Pneumokokkenkonjugatimpfstoffe verfügbar, die sich in der Auswahl der konjugierten Serotypen sowie in der Verwendung verschiedener Trägerproteine unterscheiden (10-valenter Impfstoff PHiD-CV: Trägerprotein D des nicht-typisierbaren Haemophilus influenzae, Tetanus- und Diphterietoxoid; 13-valenter Impfstoff PCV-13: Trägerprotein CRM197). Zielsetzung: Vergleichende Kosten-Nutzwert Analyse der Impfstoffe PCV-13 und PHiD-CV aus volkswirtschaftlicher sowie aus Krankenkassen-Perspektive. Methode: In einem in Excel erstellten, populationsbasierten „Steady state“-Modell, (Evaluationszeitraum 1 Jahr) wurden jährliche Kosten und Effekte für den 10 valenten Protein-D konjugierten Impfstoff (PHiD-CV) und den 13 valenten CRM197 konjugierten Impfstoff (PCV-13) verglichen. Die Wirksamkeit der Impfstoffe wurde für invasive Pneumokokkenerkrankungen auf Basis der serotypspezifischen Wirksamkeitsdaten des 7-valenten konjugierten Pneumokokkenimpfstoffes PCV-7 aus US-Studien hochgerechnet. Effektivitätsdaten aus dem Kaiser Permanente Trial für PCV-7 dienten als Schätzwert der Wirksamkeit der beiden Impfstoffe gegen Pneumonie und Wirksamkeitsdaten aus europäischen Studien als Schätzewert für Effektivität bei akuter Otitis media (AOM). Epidemiologie, Nutzwert Daten (QALYs) und Kosten wurden publizierter Literatur entnommen. Es wurde ausgegangen von einer 90%igen Durchimpfungsrate, einer Diskontierungsrate von 3% und alterspezifischer Herdenimmunität. Ergebnisse und Diskussion: In der Basisanalyse ist eine 90%ige Durchimpfung mit PHiD-CV die dominante Strategie gegenüber der mit PCV-13, da bei PHiD-CV ein Gewinn v. 376,5 QALYs mit geringeren Kosten von 35 Mio€ (Krankenkassenperspektive (KP)) bzw. 37 Mio€ (volkswirtschaftliche Perspektive (VP)) verbunden ist. Der Zugewinn an QALYs ist im Wesentlichen auf die Annahme der durch PHiD-CV vermehrt vermiedenen AOM Fälle zurückzuführen. Bei den direkten Kosten ergeben sich für die Impfung mit PHiD-CV im Vergleich zu PCV-13 geringere Kosten von 31 Mio€ (KP) bzw. 32 Mio€ (VP). Davon sind 28 Mio€ (KP) bzw. 29 Mio€ (VP) auf Ersparnisse bei den Impfstoffkosten zurückzuführen. Das Ergebnis erwies sich sowohl in univariaten als auch probabilistischen Sensitivitätsanalysen als robust. Schlussfolgerung: Unter der Annahme einer hohen Effektivität gegen die akute Otitis media zeigt sich der an Protein D des nicht-typisierbaren Haemophilus influenzae konjugierte Impfstoff in der vergleichenden Kosten Nutzwert Analyse als dominante Strategie. Bei der Bewertung von Kosten Nutzwert Analysen können sekundäre Effekte von Impfstoffen eine entscheidende Rolle spielen.