Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P233
DOI: 10.1055/s-0030-1253961

Bei Patienten mit metabolischem Syndrom verbessert Telmisartan aber nicht Amlodipin bei antihypertensiver Behandlung die Herzfunktion und postprandiale vaskuläre Compliance

H von Bibra 1, B Salmen 1, T Siegmund 1, PM Schumm-Draeger 1
  • 1Städt. Klinikum Bogenhausen, Diabetes Center, München, Germany

Der Angiotensin II Typ 1 Rezeptor Antagonist Telmisartan (T) hat unlängst bei Patienten mit dem Metabolischem Syndrom (MS) neben einer antihypertensiven Wirkung auch pleiotrope Effekte auf Stoffwechsel und Gefäßfunktion gezeigt, so dass er bei dieser Patientengruppe einer Substanz mit „nur“ antihypertensiver Wirkung vorzuziehen wäre. Wir untersuchten deshalb die Hypothese, dass T bei Patienten mit MS und leicht-mittelgradigem Hypertonus im Vergleich zu Amlodipine (A) auch eine Optimierung von Stoffwechsel, Gefäßfunktion und gestörter diastolischer Myokardfunktion bewirkt.

Methodik: In einer randomisierten cross-over Studie wurden 19 herzgesunde MS Patienten, davon 16 mit Typ 2 Diabetes, (Alter 52±10 Jahre, BMI 36±6 kgm-2) jeweils vor und nach 3-monatiger Behandlung mit T (mittlere Dosis 67mg/die) bzw. A (7mg/die) nüchtern und postprandial (pp), d.h. 2h nach einer Testmahlzeit (4BE) untersucht. Zusätzlich zur traditionellen Echokardiografie wurde die linksventrikuläre Funktion als systolische (S′) und diastolische (E′) Myokardgeschwindigkeit mittels Gewebedoppler sowie Parameter der arteriellen Wandsteifigkeit zentral (Art. carotis com.) und peripher (Art. brach.) bestimmt.

Ergebnisse: Mit T sank der Blutdruck systolisch um 10±12 (p<0,002) vs. 5±10mmHg (p<0,04) mit A und diastolisch um 9±11 (p<0,003) vs. 0±9mmHg (ns). Mit T aber nicht mit A verbesserte sich E′ signifikant nüchtern und pp (um 0,6±1,2, p<0,04 und um 0,8±1,2cm/s, p<0,01) parallel zu S′ (p<0,001 und 0,03). Mit T sowie A blieben Herzgröße, Wanddicke, Körpergewicht und HbA1c unverändert, aber Triglyceride und HDL wurden pp signifikant verbessert. Mit T aber nicht mit A sanken pp Elastizitätsmodul und Pulswellengeschwindigkeit (um 29±34 kPa, p<0,002 und 0,7±0,7m/s, p<0,001) zentral aber peripher nüchtern und pp signifikant während sich mit A nur zentral nüchtern das Elastizitätsmodul reduzierte (um 29±43 kPa p<0,04). Nach Subgruppenbildung gemäß BMI <30 (n=5, BMI 28±1 kgm–2, hsCRP 3±4mg/l) und >30 kgm–2 (n=14, BMI 38±3 kgm–2, hsCRP 10±8mg/l) wurden deutliche Stoffwechseleffekte bei den Hochadipösen beobachtet: Mit T aber nicht unter A zeigten sie signifikante Reduktionen von pp Blutzucker und -anstieg, Triglyzeriden und – pp sowie nüchtern – verbesserte vaskuläre Compliance.

Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit metabolischem Syndrom und leicht-mittelgradigem Hypertonus wurde die systolische und diastolische Herzfunktion unter Monotherapie mit Telmisartan aber nicht mit Amlodipine gebessert, trotz vergleichbarer Reduktion des systolischen Blutdrucks, wahrscheinlich in Zusammenhang mit pleiotropen Verbesserungen des Stoffwechsels und der vaskulären Compliance gerade bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium des metabolischen Syndroms. Dies sollte bei Therapieentscheidungen berücksichtigt werden.