Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P211
DOI: 10.1055/s-0030-1253939

Umfang der Kommunikation bei der Schnittstelle Hausarzt – Diabetologische Schwerpunktpraxis: Vergleich von DMP-Patienten vs. Nicht-DMP-Patienten

J von Hübbenet 1, D Weber 1, M Kaltheuner 1, D Krakow 1, M Molinski 1, N Scheper 1, M Simonsohn 1, G Faber-Heinemann 1, L Heinemann 1
  • 1winDiab, Düsseldorf, Germany

Fragestellung: Patienten mit Diabetes werden überwiegend von ihrem Hausarzt betreut und nur im Bedarfsfall in eine Diabetologische Schwerpunktpraxis (DSP) überwiesen; daher gibt es eine Schnittstelle Hausarzt/DSP. Seit 2003 können sich Patienten mit der chronischen Erkrankung Diabetes mellitus in ein Disease Management Programm (DMP) einschreiben. Ziel dieser Untersuchung war es zu ermitteln, in welchem Umfang überwiesene Patienten Informationen bei Erstkonsultation in die DSP mitbringen und ob es dabei Unterschiede zwischen DMP-Patienten und Nicht-DMP-Patienten gibt.

Methodik: 38 winDiab-Partnerpraxen mit insgesamt 56 Diabetologen, die im Rahmen ihres Qualitätsmanagementsystems ein strukturiertes Aufnahmeverfahren für neue Patienten durchführen, haben über vier Wochen hinweg bei allen Erstkonsultationen unter anderem erfasst, was die Patienten an Informationen (aktuelle Laborwerte, Diagnosen, Angaben zu Medikamenten, definierter Versorgungsauftrag und weitergehende Informationen) mitbringen. Weiterhin wurde analysiert, ob Patienten die in ein DMP eingeschrieben sind, mehr Informationen mitbrachten als dies die nicht eingeschrieben sind.

Ergebnisse: Im definierten Zeitraum kamen 1055 neue Patienten in die Praxen, dies entspricht 27,8±17,2 (3–64) Patienten pro Praxis (Mittelwert±SD (Bereich)). 135 Patienten (12,8%) hatten einen Typ 1 Diabetes, 790 (74,8%) einen Typ 2 Diabetes und 130 (12,3%) waren Schwangere. Von den 925 Patienten mit Typ 1 oder 2 Diabetes waren 633 (68,4%) in ein DMP-Programm eingeschrieben. Überwiesen wurden die Patienten vorrangig von Hausärzten (873 (82,7%)) und Gynäkologen (134 (12,7%)). Mit den aktuellen Laborwerten kamen 57,8% der Patienten, 57,3% mit den aktuellen Diagnosen, 65,1% mit Angaben zu Medikamenten und 57,2% mit einem definierten Versorgungsauftrag. Weitergehende Informationen wie z.B. einen Arztbrief, einen Krankenhausbericht oder einen DMP-Bogen hatten 33,4% der Patienten bei sich. Überhaupt keine Informationen lagen nur bei 10,5% aller Patienten vor. Die DMP-Patienten kamen mit signifikant mehr Informationen als diejenigen, die nicht eingeschrieben waren (z.B. aktuelle Laborwerte 63,1% vs. 49,8%; P<0,001).

Schlussfolgerungen: Neu überwiesene Patienten brachten in den meisten Fällen ein gewisses Set an Informationen/Auftrag in die DSPen mit, wobei DMP-Patienten signifikant mehr mitbrachten. Durch eine noch bessere/definiertere und gegenseitig vereinbarte Schnittstellenkommunikation könnte bei den Patienten mit keinen oder wenig Informationen Mehraufwand und Kosten vermieden werden und die Patienten unmittelbarer adäquat und zielorientierter betreut werden.