Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P98
DOI: 10.1055/s-0030-1253826

Acht-wöchiges Bewegungsprogramm für Diabetiker verändert nachhaltig deren körperliche Aktivität

C Lackinger 1, 2, T Lamprecht 1, R Schoenswetter 1, Y Winhofer 3, A Kautzky Willer 3, R Weitgasser 4, J Niebauer 5
  • 1SPORTUNION Österreich, Abteilung für Gesundheitsförderung und Prävention, Wien, Austria
  • 2Medizinsche Universität Wien, Abteilung für Nuklearmedizin, Wien, Austria
  • 3Medizinsche Universität Wien, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Wien, Austria
  • 4Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Universitätsklinik für Innere Medizin I, Salzburg, Austria
  • 5Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Universitätsinstitut für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, Salzburg, Austria

Einleitung: Die Leitlinien der Österreichischen Diabetes Gesellschaft empfehlen mindestens 150 Minuten körperliches Training/Woche,

Im Rahmen des Projekts „Aktiv-Bewegt“ erhielten Diabetiker die Möglichkeit über einen Zeitraum von 8 Wochen (16 Einheiten) ein kostenloses körperliches Aufbauprogramm in Anspruch zu nehmen. Ziel des Projektes war es eine nachhaltige Veränderung des Lebensstils und eine Steigerung der körperlichen Aktivität zu erreichen.

Fragestellung: Wie verändert sich das Ausmaß der körperlichen Aktivität 6 Monate (6mFU) nach Beendigung eines angeleiteten 8-wöchigen Bewegungsprogramms. Welchen Stellenwert hat die ärztliche Empfehlung bei der Rekrutierung für das Bewegungsprogramm?

Methoden: Die Teilnehmer füllten zu Beginn nach 8 Wochen (8wFU) und nach weiteren 6 Monaten (6mFU) einen Fragebogen mit 146 Items aus, die von einem externen Evaluator ausgewertet wurden.

Ergebnisse: Das Bewegungsprogramm wurde von 1112 Personen (59,0±9,6 Jahre) begonnen. Nach 6 Monaten konnte die wöchentliche Aktivitätszeit beim Wandern und großen Spaziergängen, gezieltem Herz-Kreislauftraining, gezielter Kräftigung der Muskulatur und gezielter Schulung der Koordination deutlich gesteigert worden. Beim Fahrradfahren, Wald-/Dauerlauf, Ballspielen/Tennis und Schwimmen konnten keine wesentlichen Steigerungen der Aktivitätszeiten beobachtet werden.

Ergebnisse in Stunden/Woche: (Kategorie: Beginn/8wFU/6mFU).

Wandern, große Spaziergänge: 2,5/2,6/2,8; gezieltes Herz-Kreislauftraining: 0,5/2,1/1,0; gezielte Kräftigung der Muskulatur: 0,4/1,6/0,8; gezielte Schulung der Koordination: 0,2/1,1/0,8; Wald-Dauerlauf: 0,1/0,2/0,2; Fahrradfahren: 1,3/1,7/1,4; Schwimmen: 0,3/0,4/0,3; Ballspiele, Tennis: 0,1/0,1/0,1.

Über niedergelassene Ärzte, Diabetes Schulungen oder Ambulanzen konnten 58% der Teilnehmer für das Bewegungsprogram motiviert werden.

Schlussfolgerungen: Durch ein 8-wöchiges Bewegungsprogramm gelang es zuvor inaktive Diabetiker an regelmäßige körperliche Aktivität heranzuführen. Dabei war nach 6 Monaten die Akzeptanz von gezieltem Herz-Kreislauf- und Krafttraining, aber auch Wandern und Spaziergängen größer als bei den klassischen Sportarten wie Wald-Dauerläufe, Schwimmen, Ballspielen oder Tennis. Dies könnte zum einen darauf zurückzuführen sein, dass diese auch nicht Teil des Programms waren und zum anderen, dass diese Bewegungsformen für unsere Patienten, die über Jahrzehnte solche Sportarten gemieden haben zu anstrengend erscheinen bzw. nicht attraktiv sind.

Der Vernetzung medizinischer Betreuung und zielgruppenspezifischen Bewegungsprogrammen kann eine entscheidende Rolle bei der Förderung der körperlichen Aktivität von Diabetikern zugeschrieben werden.