Rofo 2010; 182 - RKSP206_3
DOI: 10.1055/s-0030-1252140

Gefäßchirurgische Eingriffe am Venensystem des Körperstammes: Indikationen, Techniken, Ergebnisse

A Kühnl 1, HH Eckstein 1
  • 1Klinikum rechts der Isar, Klinik für Gefäßchirurgie, München

Verglichen mit der Häufigkeit von Operationen am oberflächlichen Venensystem sind die operativen Eingriffe an den Venen des Körperstamms eher als Rarität anzusehen. Die häufigsten Indikationen für operative Eingriffe an den großen Körperstammvenen sind Thrombosen, gefolgt von tumorösen Infiltrationen und Kompressionen sowie Traumata. Bei Thrombosen besteht sowohl die Gefahr einer zentralen Embolie als auch das Risiko der Entwicklung einer relevanten Perfusionsstörung wie z.B. der Phlegmasia coerulea dolens. Die chirurgische Therapie verfolgt dabei zwei Ziele: Erstens die Wiederherstellung des Lumens zur Sicherung eines adäquaten Abstroms und zweitens die Entfernung von potentiell embologenem Material. Bestehen bei chronischen thrombotischen Verschlüssen Symptome des eingeschränkten venösen Rückstroms, kann durch Anlage von venösen Bypässen (z.B. nach Palma) der Abfluss wiederhergestellt werden.

Akute Verschlüsse der Viszeralvenen können wie z.B. beim Budd-Chiari-Syndrom zu einem lebensbedrohlichen Krankheitsbild führen. Chronische, venöse Stauungen der Pfortader sind heutzutage überwiegend durch Implantation eines TIPPS gut zu behandeln und bedürfen nur in wenigen Fällen der Anlage eines sog. Warren-Shunts.

Eine Einengung der großen Körpervenen kann durch benigne oder maligne Tumore oder Erkrankungen wie dem M. Ormond bedingt sein. Bei weit fortgeschrittenen Tumorstadien ist die Anlage eines Stents zur Sicherstellung des venösen Rückstroms im Sinne eines palliativen Vorgehens oft die einzige Möglichkeit zur Beschwerdelinderung. Nur in gut selektionierten Fällen kann eine Tumorresektion unter Mitnahme und späterer Rekonstruktion großer Venen als kurativer Therapieansatz unternommen werden.

Lernziele:

  • Welche Krankheitsbilder der Körperstammvenen können chirurgisch angegangen werden?

  • Wann sollte eine chirurgische Therapie durchgeführt werden?

  • Welche Operationsverfahren sind für welche Krankheitsbilder indiziert?

  • Wie ist das Outcome nach diesen Operationen?

Korrespondierender Autor: Kühnl A

Klinikum rechts der Isar, Klinik für Gefäßchirurgie, Ismaninger Straße 22, 81675 München

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