Pneumologie 2010; 64 - P345
DOI: 10.1055/s-0030-1251186

Tumor des linken Lungenoberlappens mit „Lungenmetastasen“: Spontane Rückbildung nach Absetzen von Metformin/Sitagliptin. Arzneimittelnebenwirkung?

B Becke 1, S Griff 2, R Krügel 1, T Mairinger 2, O Schega 1
  • 1Johanniter Krankenhaus im Fläming GmbH, Klinik für Pneumologie und Thoraxchirurgie
  • 2HELIOS Klinikum Emil von Behring

Einleitung: Wir möchten hier über einen interessanten Fall berichten, bei dem letztlich eine ungewöhnliche Diagnose gestellt wurde.

Kasuistik: Eine 58-jährige Patientin klagte über Schluckbeschwerden, Reizhusten, Luftnot und eine Gewichtsabnahme von 8kg. Ambulant wurde veranlaßt: Schilddrüsendiagnostik, konventionelle Röntgen Thoraxaufnahmen und eine CT-Thorax. Hier wurden ein ca 4 mal 3cm großer Lungentumor im linken Oberlappen sowie weitere bis ca 1,5cm große bilaterale Herde gesehen. Daraufhin wurde uns die Patn. erstmals 04/09 zur Diagnostik bei Vd auf ein peripheres Bronchialkarzinom mit pulmonalen Metastasen zugewiesen.

Die Patn. hatte nie geraucht. Wichtige Begleiterkrankungen: Diabetes mellitus, arterieller Hypertonus und eine inaktive Autoimmunhepatitis unter Therapie mit Azathioprin.

Endobronchial zeigte sich ein unauffälliger Befund; zytologisch kein pathologischer Befund; BAL unauffällig; Staging ohne Nachweis von Fernmetastasen. Es erfolgte eine VATS links mit Keilresektion des größten Herdes, sowie die Resektion eines vergrößerten Lymphknotens (LK). Histologisch wurde ein malignes Geschehen ausgeschlossen. Der LK war unauffällig. Im Lungengewebe wurde eine teils lymphoplasmazelluläre, teils nicht nekrotisierende granulomatöse interstielle Entzündung gesehen, was insgesamt als Lungenreaktion auf einen exogenen Schaden gewertet wurde. Die einzigste neue Substanz in der laufenden Medikation war seit 12/08 das Kombinationspräparat Metformin/Sitagliptin. Es wurde auch eine Sarkoidose in Erwägung gezogen, die lymphoplasmazelluläre Reaktion machte diese Entität jedoch unwahrscheinlich. Auch die BAL und die Lungenfunktion waren normal. Nach Absetzen des o.g. Präparates waren radiologisch die pathologischen Veränderungen in der Verlaufskontrolle des CT-Thorax nahezu komplett zurückgebildet und klinisch war die Patn. beschwerdefrei. Aufgrund der relativ raschen Rückbildung der Veränderungen gehen wir doch von einer medikamentösen Nebenwirkung aus.