Suchttherapie 2009; 10 - Editorial
DOI: 10.1055/s-0029-1243570

Editorial

M Backmund 1, K Behrendt 1, J Gölz 1
  • 1Kongresspräsidenten

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

für den diesjährigen DGS-Kongress haben wir den Rausch als Teil des Lebens zum Hauptthema gewählt. Wir wollen gerade in einer Zeit, in der das sogenannte Abstinenzparadigma tendenziell wieder zum absoluten und unhinterfragbaren Ziel zu werden scheint, damit nicht etwa ein Loblied auf den Rauschzustand anstimmen.

Vielmehr geht es uns darum, mit dieser Themenwahl und auch mit der Befassung mit diesem Thema im Hauptsymposium deutlich zu machen, dass eine Auseinandersetzung mit einem offenbar als menschliches Grundbedürfnis zu verstehenden Zustand nicht durch politische Akklamationen ersetzt werden kann. Sloterdijk hat schon vor Jahrzehnten in seinem Aufsatz zur Weltsucht (Anmerkungen zum Drogenproblem) darauf hingewiesen, dass gemeinschaftlich erlebte Rauschzustände schon in Zeiten bevor Geschichte niedergeschrieben wurde, eine wichtige gesellschaftliche Funktion hatten und dass die Assoziation von Droge und Sucht eine neuzeitliche Verknüpfung darstelle, die der Verdrängung des Konsums vom Gemeinschaftserlebnis ins Private zu verdanken sei.

Wir werden an dieser neuzeitlichen Verknüpfung sicher nichts verändern können, eine rationale Auseinandersetzung mit dem „Rausch“ kann uns vielleicht aber auch helfen, mehr Verständnis für unsere Patienten zu gewinnen.

Mit den Referenten, die wir für das Hauptsymposium gewinnen konnten, können wir Ihnen ausgewiesene Experten zu ihrem jeweiligen Vortragsthema präsentieren. Wir hoffen und meinen aber auch, dass das weitere Kongressprogramm eine gute Mischung aus informativen Vorträgen und wichtigen Fortbildungsangeboten dargestellt.

Deswegen hoffen wir, mit diesem Programm Ihr Interesse an unserem Jahreskongress geweckt zu haben.

Markus Backmund

Klaus Behrendt

Jörg Gölz