Gesundheitswesen 2009; 71 - A188
DOI: 10.1055/s-0029-1239238

Gesundheitsökonomische Evaluation der INH (interdisziplinäres Netzwerk Herzinsuffizienz)-Studie

S Mostardt 1, A Neumann 1, G Gelbrich 1, A Göhler 1, U Siebert 1, B Geisler 1, S Störk 1, G Ertl 1, C Angermann 1, J Wasem 1
  • 1Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen

Vorstellung: Die chronische Herzinsuffizienz ist derzeit eine der häufigsten und kostenintensivsten Erkrankungen. Charakteristisch für die Herzinsuffizienz ist dabei eine hohe Morbidität und Letalität verbunden mit hohen Versorgungskosten. Zur Verbesserung der Betreuung werden zunehmend neue Behandlungs- und Betreuungsprogramme für Herzinsuffizienzpatienten konzipiert. Die INH-Studie ist eine randomisierte kontrollierte Follow-up-Studie. Die Intervention dieser Studie beinhaltet ein umfassendes Krankheitsmanagements, bestehend aus internistisch kardiologischer Betreuung sowie psychoedukativer Intervention (Patientenschulung) zur Förderung von Selbstmanagement und Empowerment.

Fragestellung: Es soll untersucht werden, inwiefern der Einsatz eines umfassenden Krankheitsmanagements im Vergleich zur konventionellen Versorgung bei Patienten mit Herzinsuffizienz kosteneffektiv ist.

Methoden: Parallel zu der klinischen Studie wurde eine gesundheitsökonomische Evaluation in Form einer Kosten-Effektivität- und einer Kosten-Nutzwert-Analyse durchgeführt. Eingenommen wurde bei den Analysen die gesellschaftliche Perspektive. Die Ressourcenverbräuche wurden mithilfe eines standardisierten Fragebogens bei den Patienten zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses und nach sechs Monaten erhoben.

Ergebnisse: Es ergaben sich Durchschnittskosten für die Interventionsgruppe (IG) von 5.906 € pro Patient und für die Kontrollgruppe (KG) 5.261 € pro Patient für sechs Monate. Die Anzahl der Todesfälle innerhalb des Beobachtungszeitraums unterscheidet sich statistisch signifikant zwischen der Interventionsgruppe (8%) und der Kontrollgruppe (14%, p=0,02).

In Folge der Kosten-Effektivitäts-Analyse ergeben sich somit 10.582 € je verhindertem Todesfall.

Die Mittelwerte der berechneten QALYs unterscheiden sich zwischen den Gruppen signifikant (p=0,05). Die durchschnittlichen inkrementellen Kosten betragen 1.023 €, wobei hier nur die Kosten derjenigen Patienten berücksichtigt wurden, für die auch QALYs ermittelt werden konnten. Die Kosten-Nutzwert-Analyse ergibt somit 31.685 € je gewonnenem QALY.

Zusammenfassung: Das hier untersuchte Betreuungsprogramm (HeartNetCare-HF©) ist aufgrund der Senkung der Mortalität sowie der Steigerung der Lebensqualität der Patienten in der Interventionsgruppe klinisch effektiv. Desweiteren konnte aufgezeigt werden, dass dieses im Vergleich zu anderen kardiologischen Maßnahmen kosteneffektiv ist.

Literatur: Krauth, C.; Hessel, F.; Hansmeier, T.; Wasem, J.; Seitz, R.; Schweikert, B.: Empirische Bewertungssätze in der gesundheitsökonomischen Evaluation – ein Vorschlag der AG Methoden der gesundheitsökonomischen Evaluation (AG MEG), in: Gesundheitswesen, Nummer67 (2005), S. 736–746.