Gesundheitswesen 2009; 71 - A146
DOI: 10.1055/s-0029-1239196

Gesundheitskompetenz von türkischstämmigen Diabetikern

C Kofahl 1, A Rink 1, A Evers 1
  • 1Institut für Medizin-Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Fragestellung: Das Projekt „Gesundheitskompetenz von türkischstämmigen Diabetikern“ (www.uke.de/gtd/) untersucht bei türkischen Zuwanderern mit Diabtetes Typ 2 die Zusammenhänge zwischen Gesundheitskompetenz und Gesundheitsstatus, Lebensqualität und Inanspruchnahme des Gesundheitswesens in Abhängigkeit von sozialen Determinanten, der DMP-Einschreibung sowie durchlaufenen Diabetes-Schulungen.

Methodik: Das Projekt ist angelegt als eine explorative quantitativ-empirische Verlaufstudie. In Kooperation mit 15 Hamburger Arztpraxen werden 400türkischstämmige Diabetiker in einem Abstand von zwölf Monaten von türkischsprachigen Interviewern mit einem multidimensionalen Assessment befragt.

Ergebnisse: Im Vortrag werden Ergebnisse der zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Abstracts noch laufenden Haupterhebung präsentiert. Eine Pre-Test-Phase konnte mit insgesamt 48 Interviews bereits erfolgreich abgeschlossen werden. Die hier Befragten waren im Durchschnitt 55,5 Jahre alt (SD=8,8 Jahre) und lebten seit durchschnittlich 30 Jahren in Deutschland (SD=9,5 Jahre). 23% hatten keine, 44% eine nur geringe Schulbildung von 4–5 Jahren. Erwerbstätig waren nur (noch) 35%. Kaum jemand ist alleinlebend, 96% haben Kinder und Enkelkinder (73%).

Die Diagnose Diabetes Typ 2 besteht seit durchschnittlich 9,8 Jahren (SD=8,6). Fast jeder Zweite ist insulinpflichtig (47%). Es wurden durchschnittlich 2,4 Begleitsymptome bzw. Folgeerkrankungen genannt (SD=1,5): Retinopathie (50%), Fußsyndrom (31%), Neuropathie (52%), Durchblutungsstörungen (33%), Hypertonus (52%). Weitere Erkrankungen: 63%. Die verhaltensassoziierten Risiken zeigen ein heterogenes Bild: Tabakkonsum (25%), Alkoholkonsum (71% niemals). Übergewicht/Adipositas: BMI im Durchschnitt bei 32,3 (SD=7,0). Die Hälfte der Pre-Test-Patienten wurde im Rahmen des DMP behandelt. Unabhängig davon haben auch Nicht-DMP'ler Diabetesschulungen durchlaufen (69%), von denen 87% in Gruppen stattfanden, davon 46% auf türkisch bzw. zweisprachig (6%). 26 der 33 geschulten Patienten geben an, dass ihnen die Schulungen viel bzw. sehr viel gebracht hätten. 59% aller Befragten schätzten ein, dass sie eine (ggf. weitere) Schulung bräuchten. Die Unterschiede zwischen den Patient/innen im DMP und denen außerhalb des DMPs sind bzgl. des Wissens um die Diabetes-Erkrankung hoch signifikant: p=0,000 (Mann-Whitney-U-Test).

Projektförderung: Von 02/08 bis 01/11 im Rahmen der versorgungsnahen Forschung im Bereich „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“ durch das BMBF.