Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_N_14_01
DOI: 10.1055/s-0029-1223162

Ein Dysäquilibriumsyndrom als Ursache von Krampfanfällen bei einem Frühgeborenen?

M Bendiks 1, M Schumacher 1, A Heep 1, C Härtel 1, W Göpel 1, E Herting 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, UK-SH, Campus Lübeck, Lübeck

Einleitung:

Das Dysäquilibriumsyndrom ist eine bekannte Ursache von Krampfanfällen bei Dialysepatienten mit hohen Retentionswerten unmittelbar nach einer Dialyse. Durch einen zu schnellen Abfall von harnpflichtigen Substanzen kommt es zu einer vorübergehenden Serumhypotonizität, die einen osmotischen Einstrom von Wasser in die Gehirnzellen nach sich zieht (Entwicklung eines Hirnödems).

Fallbericht:

Wir berichten über ein Frühgeborenes der 30+0 SSW einer Frau mit dialysepflichtiger Niereninsuffizienz einer Transplantatniere und Präeklampsie, das am 2. Lebenstag rezidivierende Krampfanfälle entwickelte.

In den Untersuchungen ergaben sich keine Hinweise auf das Vorliegen einer Hypoglykämie, Elektrolytstörung, zerebralen Infektion, eines konnatalen Stoffwechseldefekts, einer intrazerebralen Blutung oder Hirnfehlbildung.

Die Krampfanfälle waren zunächst medikamentös nicht dauerhaft zu beheben, sistierten aber ab dem 7. Lebenstag, auch nach Beendigung der Therapie mit Phenobarbital.

Schlussfolgerungen:

Aufgrund der besonderen Situation einer dialysepflichtigen Niereninsuffizienz der Mutter mit deutlich erhöhten Nierenretentionsparametern bei der Geburt, des frühen Auftretens der Krampfanfälle, des Fehlens einer sonstigen nachweisbaren Ursache und des Sistierens nach 7 Tagen vermuten wir ein Dysäquilibriumsyndrom als Ursache der Krampfanfälle. Der schnelle Abfall harnpflichtiger Substanzen durch die normale Diurese des Kindes könnte Flüssigkeitsverschiebungen zwischen Intra- und Extrazellularraum im Gehirn und damit ein Hirnödem zur Folge gehabt haben.

Als Differentialdiagnose wäre eine Neurotoxizität als Nebenwirkung der mütterlichen Ciclosporin A- oder L-Dopa-Behandlung denkbar.