Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_G_04_06
DOI: 10.1055/s-0029-1222900

Intra-Uteriner Fruchttod (IUFT): Abwarten vs. Einleitung. Medizinische und Psychosoziale Aspekte anhand eines Fallbeispiels

AM Messer 1, GW Kaczala 2, I Dingeldein 1, D Surbek 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Inselspital Bern, Bern, Schweiz
  • 2Kinderspital Zürich, Zürich, Schweiz

Einleitung: Der IUFT, bedarf nebst medizinischer Behandlung auch eine Trauerbegleitung. Das Management birgt jedoch Konfliktpotential. Case Report: Ein IUFT wurde bei einer 42-j. G IX, P IV, in der 24. SSW festgestellt (Sonogr. 17 Wochen enstpr.) Auf mütterlichen Wunsch, wurde der natürliche Verlauf abgewartet. Wöchentliche Gespräche und Untersuchungen fanden statt. Blutbild, CRP und Gerinnungskontrollen waren bis auf ein CRP von 37mg/L nach Weheneintritt, normal. Gesprächsschwerpunkte waren der Umgang mit dem Verlust und der Abschied vom Kind. 28 Tage nach Diagnose trat die Frau mit Blasensprung ein und nach spontaner Wehentätigkeit wurde das Mädchen komplikationslos geboren. Medikamente wurden weder für die Plazentalösung noch zum Abstillen benötigt. Der Blutverlust war normal. Nachbetreuungsgespräche fanden in gewohntem Rahmen statt und es wurde festgestellt, dass die Trauerarbeit mit der Geburt nahezu bewältigt war. Diskussion: Koagulopathien nach >4 Wochen und die Komplementkaskadenaktivierung nach IUFT, sind beschrieben. Die MIST Studie zeigte gleiche Infektraten, jedoch wurden psychosoziale Aspekte nicht berücksichtigt. Bei korrekter Betreuung, birgt eine abwartende Haltung von <4 Wochen geringe medizinische Risiken. Wünscht die betroffene Frau ein abwartendes Verhalten, soll diese Zeit zu einer begleiteten Trauerarbeit genutzt werden. Konklusion: Ein IUFT ist per se keine absolute Indikation zur dringenden Einleitung. Wenn erwünscht kann expektativ vorgegangen und die Zeit bis zur Geburt für die Trauerbegleitung resp. -verarbeitung genutzt werden. Untersuchungen zu psychologischen Outcomes je nach Management, sind bisher nicht publiziert. Hierzu sind weitere Studien notwendig.

Literatur: Visentin L, Leo L, Alemanno MG, et al. Management of patients with intrauterine fetal death. Clin Exp Obstet Gynecol. 1996;23(4):263-7. Richani K, Romero R, Soto E et al. Unexplained intrauterine fetal death is accompanied by activation of complement. J Perinat Med. 2005;33(4):296-305. Trinder J, Brocklehurst P, Porter R et al. Management of miscarriage: expectant, medical, or surgical? Results of randomised controlled trial (miscarriage treatment (MIST) trial). BMJ. 2006 May 27;332(7552):1235-40. Lothrop H. Gute Hoffhung- Jähes Ende. Kösel Verlag München, 1998. Verlust eines Kindes: Ein Betreuungskonzept für Eltern, die ein Kind verloren haben. Medizinische Universitäts- Frauenklinik Bern, 2006