Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - FV_N_12_03
DOI: 10.1055/s-0029-1222840

Haploinsuffizienz des NKX2–1-Gens bei einem Neugeborenen mit angeborener Hypothyreose und irreversiblem Atemnotsyndrom – Störung der Surfactant-Homöostase

B Kleinlein 1, M Griese 2, H Krude 3, G Schmitz 4, J Peters 1, A Holzinger 5
  • 1Kinderklinik Dritter Orden, München
  • 2Dr. von Haunersches Kinderspital, Neonatologie und Pneumologie, München
  • 3Institut für experimentelle pädiatrische Endokrinologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 4Institut für Klinische Chemie und Labormedizin, Universität Regensburg, Regensburg
  • 5Dr. von Haunersches Kinderspital, LMU München, Neonatologie, München

TITF1 ist ein Transkriptionsfaktor, der eine Schlüsselrolle in der Entwicklung von Schilddrüse und Lunge aus dem Vorderdarm spielt. Zudem wird TITF1 im Gehirn synthetisiert. Heterozygote Mutationen des TITF-kodierenden-Gens (NKX2–1) wurden bisher bei Patienten mit benigner erblicher Chorea und Hypothyreose beschrieben. Etliche dieser Patienten hatten transiente respiratorische Probleme in der Neonatalperiode.

Wir berichten über ein reifes Neugeborenes mit milder kongenitaler Hypothyreose und einem Atemnotsyndrom infolge eines Mangels bzw. einer Fehlfunktion von Lungen-Surfactant. Es zeigten sich rezidivierende Atelektasen, eine alveoläre Kollapsneigung mit diffuser Minderbelüftung, eine erniedrigte Compliance, eine schwere Gasaustauschstörung mit hohem Beatmungsbedarf mit nur passagerem Ansprechen auf exogenes Surfactant. Das Kind war nicht von maschineller Beatmung zu entwöhnen und verstarb im Alter von 10 Monaten.

Serielle Analysen der bronchoalveolären Lavage zeigten eine Verminderung des SP-C im Vergleich zu SP-B. Bekannte angeborene Defekte wie eine Surfactant-Protein (SP) B oder C-Defizienz oder ein ABCA3-Mangel konnten ausgeschlossen werden. Aufgrund der Hypothyreose wurde eine Sequenzierung des NKX2–1-Gens durchgeführt, die eine heterozygote 29-Basenpaar-Deletion (c.278_306del29 p.Ala93GlyfsX334) aufdeckte, welche durch die Leserahmenverschiebung mit einem Funktionsverlust einhergeht.

Schlussfolgerung: NKX2–1-Gendefekte können sich auch als irreversibles Atemnotsyndrom des Reifgeborenen äußern. Die Diagnostik sollte dies insbesondere dann berücksichtigen, wenn häufigere genetische Ursachen eines Atemnotsyndroms ausgeschlossen werden können und zugleich eine Hypothyreose vorliegt.