Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_252
DOI: 10.1055/s-0029-1222056

Analyse von Paraoxogenase-1- und IGF-2-Polymorphismen in einem Kollektiv mit polycystischem Ovarien-Syndrom (PCOS)

B Knebel 1, OE Janssen 2, S Hahn 3, S Jacob 1, U Nitzgen 1, J Haas 4, S Mack 4, D Müller-Wieland 4, J Kotzka 1
  • 1Deutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Zentrum für Diabetesforschung an der Heinrich-Heine Universität, Institut für Klinische Biochemie und Pathobiochemie, Düsseldorf, Germany
  • 2Endokrinologikum, Hamburg, Germany
  • 3Praxis für Endokrinologie, Wuppertal, Germany
  • 4Institut für Diabetes-Forschung und I. Med. Abt, Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg, Germany

Fragestellung: Patienten mit polycystischem Ovarien Syndrom (PCOS) weisen neben Reproduktionsstörungen Symptome des metabolischen Syndroms, wie Hyperinsulinämie, Insulinresistenz und verminderte Glukosetoleranz, aber auch kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Adipositas und einen gestörten Fettstoffwechsel auf. Eine bislang unbekannte genetische Komponente bei PCOS ist wegen der familiären Häufung des Syndroms wahrscheinlich. Aktuell diskutierte Kandidaten für eine mögliche Assoziation sind das Paraoxonase-1 Gen (Pon-1), das für einen Bestandteil des HDL-Partikels mit protektiver Wirkung gegen Atherosklerose kodiert, und das IGF-2 Gen, das als Marker für die Vererbung des INS1/VTR IGF Clusters auf Chromosom 11p15 akzeptiert ist.

Methode: Wir haben die entsprechenden Polymorphismen im Promoter des Pon-1 und des IGF-2 Gens in einem Kollektiv von 153 PCOS Patienten und 178 gesunden Kontrollen untersucht und auf eine Assoziation mit dem Syndrom oder einzelner prädiktiver klinisch chemischer Parameter evaluiert.

Ergebnisse: Der Polymorphismus im IGF-2 Gen wurde für ein europäisches Kollektiv mit einer Frequenz von 0,47 für D1 (GGACCC) (Allele A) und 0,53 für das ursprüngliche Allel G (D2) (GGGCCC) (NIH) bestimmt. Analog hierzu wurden in unseren PCOS- und Kontroll- Kollektiv die Frequenzen (D1: 0,351 PCOS; 0,3179 Kontrollen) und (D2. 0,648 PCOS; 0,682 Kontrollen) (OR (95% CI): 1,164 (0,832–1,6283) ermittelt, wobei auch die Genotypverteilung identisch ist (PCOS/Kontrollen: GG: 0,351/0,3179, AG: 0,496/0,4713, AA: 0,103/0,11). Die Analyse der Serumparameter einzelnen Genotypen wiesen keine signifikanten Unterschiede auf. Der Polymorphismus im PON-1 Promotor hat eine Frequenz von (CC: 0,091; CT: 0,636; TT: 0,591) in der europäischen Bevölkerung (NIH) dies entspricht mit 0,4966 und 0,48 für das T Allele und 0,5033 sowie 0,5198 für das C Allele (OR (95% CI): 1,0684 (0,7767–1,4696) den in den untersuchten Gruppen bestimmten Frequenzen. Allerdings ist die Genotypverteilung signifikant verschieden (PCOS/Kontrollen: CC: 0,2649/0,2052, CT: 0,4768/0,629, TT: 0,258/0,165). Vergleiche der Serumparameter wiesen die zu erwarteten Unterschiede in den Lipidwerten auf. Erst die kombinierte Analyse beider SNPs ergab das bei PCOS Patienten eine einzelne Genotyp Kombination sogar 50% weniger häufig als in der Kontrollgruppe auftrat. Unter diesem Gesichtspunkt können signifikante Unterschiede in klinisch chemischen Daten wie z.B in den Insulinspiegeln, oder dem prozentualen Körperfettanteil identifiziert werden.

Schlussfolgerung: Das Netzwerk genetischer Varianten wird die klinische Präsentation jedes Syndroms mit genetischer Suszeptibilität graduell beeinflussen. Am Beispiel des PCOS, dessen Genetik eher polygen denn monogen ist, wird hier deutlich, dass erst die kombinierte Analyse potentieller Kandidatengene eine Genotyp-Phänotyp Korrelation ermöglichen kann.