Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_244
DOI: 10.1055/s-0029-1222048

Zwei kontinuierliche Glukosemesssysteme im simultanen Vergleich bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2

L Stechemesser 1, A Hammerschmied 1, B Gappmayer 1, M Schreuer 2, R Weitgasser 1
  • 1Univ. Klinik für Innere Medizin I, LKH Salzburg, Universitätsklinikum der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Salzburg, Austria
  • 2Institut f. Soziologie, Paris Lodron Universität, Salzburg, Austria

Fragestellung: Kontinuierliche Blutzuckermessungen sind etablierte Maßnahmen in der Diabetestherapie. Um die aufgezeichneten Informationen adäquat interpretieren zu können, reicht ein Blick auf die Einzelresultate jedoch nicht aus. Das Wissen über die entsprechende Methodik, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme sowie deren Vergleichbarkeit ist entscheidend für Therapieänderungen auf Basis der kontinuierlichen Glukosemessung.

Methodik: 24 Typ 2-Diabetiker erhielten während eines stationären Aufenthaltes simultan zwei verschiedene kontinuierliche Glukosemesssysteme über 48 Stunden. Das Glucoday-Gerät (Menarini Diagnostics, Florenz, Italien) misst die Glukose über ein Mikrodialysesystem in der Subkutanschicht, das Minimed-Gerät (Medtronic MiniMed, Northridge, USA) ist ein Nadeltyp-Gerät mit einem subkutanen Glukosesensor auf Basis der Glukoseoxidase. Die Blutglukosemessungen für die entsprechend den Herstellerempfehlungen durchgeführten Kalibrierungen erfolgten mit dem Beckman Analyzer 2 (Fullerton, CA, USA). Die Probanden waren männliche Patienten mit Insulintherapie (Alter 61,4±8,2 Jahre, Diabetesdauer 8±9 Jahre, HbA1c-Wert 9±2,9%). 7 Patienten schieden aufgrund unvollständiger Daten aus (2 legten die Geräte vorzeitig ab, 5 technische Probleme –3 Glucoday, 2 Minimed). Die mittlere Differenz zwischen beiden Systemen wurde kalkuliert. Die Analyse der geglätteten Kurven erfolgte mittels der Loess Glättungsprozedur.

Ergebnisse: Eine Gegenüberstellung der Glukosewerte beider Messsysteme zeigte eine Tendenz zu höheren Glukosewerten mit dem Glucoday-Gerät. Die Kalkulation der mittleren Unterschiede (Glucoday minus Minimed) erbrachte für 11 von 17 Patienten einen positiven Wert. Dies bedeutet, dass die Werte des Glucoday-Gerätes höher lagen. Unter Einbeziehung aller Patienten und aller Messungen ergaben sich sowohl für die mittlere als auch die mediane Abweichung positive Ergebnisse (mittlere Differenz 11,0mg/dl, mediane Differenz 7,3mg/dl). Diese positive Differenz war in den Nachtstunden zwischen 21 Uhr und 6 Uhr besonders ausgeprägt. Die Analyse der sich kreuzenden geglätteten Kurven unterstützt diese Beobachtung und zeigt, dass diese positive Abweichung tagsüber nicht nachzuweisen ist. Die absolute Abweichung zweier unmittelbar aufeinander folgenden Messungen war beim Glucoday-Gerät höher als beim Minimed-System (7,1mg/dl vs. 3,7mg/dl). Dies spricht für eine etwas höhere Fluktuation der Glucoday-Messergebnisse.

Schlussfolgerungen: Diese Ergebnisse liefern neue Informationen für die Auswertung und Vergleichbarkeit der Glucoday- und Minimed-kontinuierlichen Glukosemesssysteme bei Typ 2-Diabetikern. Das Glucoday-Gerät tendiert zu systematisch höheren Glukosewerten in der Nacht. Dies ist insbesondere bei Verdacht auf nächtliche Hypoglykämien von Bedeutung. Einzelne Glukosewerte sollten aufgrund der intra- und intersystemischen Abweichungen vorsichtig beurteilt werden, die Systeme liefern jedoch adäquate Trendanalysen.