Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_211
DOI: 10.1055/s-0029-1222015

Integratives Diabetes-Gesundheitsnetzwerk zur Verbesserung der ambulanten Diabetikerversorgung

E Salzsieder 1, P Augstein 1, L Vogt 2, KD Kohnert 1, V Heuzeroth 3
  • 1Institut für Diabetes 'Gerardt Katsch' Karlsburg, Karlsburg, Germany
  • 2Diabetes Service Center Karlsburg, Karlsburg, Germany
  • 3BKK TAUNUS, Frankfurt, Germany

Fragestellung: Mittels einer Langzeitbeobachtung an vorwiegend multimorbiden Diabetikern sollte die Frage beantwortet werden, ob eine wissensbasierte Entscheidungsunterstützung im Rahmen eines integrativen Betreuungsnetzwerks in der Alltagsroutine Akzeptanz findet und ob die Stoffwechselführung der Betroffenen nachhaltig verbessert werden kann.

Methodik: Mit dem Ziel, einen qualitativ hochwertigen und kosteneffizienten Versorgungsansatz für die ambulante Diabetikerversorgung zu entwickeln und zu praktizieren, hat die BKK TAUNUS im Frühjahr 2006 im Rahmen eines Vertrages zur Integrierten Versorgung gemeinsam mit dem telemedizinischen Dienstleistungsanbieter PHTS Telemedizin Düsseldorf, dem Diabetes Service Center (DCC®) und dem Institut für Diabetes Karlsburg das DIABETIVA® gestartet. Nach einer einjährigen Pilotphase ist das DIABETIVA®-Programm bundesweit in die Versorgungspraxis eingeführt worden. Wesentliches Kernelement des Programms ist das Karlsburger Diabetes-Management System KADIS®, welches als interaktives, rechnergestütztes Beratungsprogramm die Erstellung von wissensbasierten, d.h. Behandlungsleitlinien gerechten Empfehlungen für die Optimierung der täglichen Stoffwechselführung ermöglicht. Das DIABETIVA®-Netzwerk umfasst Patienten, Allgemeinpraktikern, diabetologischen Schwerpunktpraxen, ein Diabetes Service Center (DCC®), einen Telemedizindienstleister und die BKK TAUNUS als Kostenträger. Telemedizin dient als Informations- und Serviceplattform. Im DCC® werden die KADIS®-basierten Vorschläge für die Ärzte im Netzwerk zur Unterstützung ihrer Patienten-zentrierten Entscheidungsfindung bei der Therapieplanung generiert.

Ergebnisse: Nach erfolgreichem Verlauf der Pilotphase in den Bundesländern Thüringen und Hessen, erfolgte 2007 die bundesweite Einführung. In das Netzwerk sind derzeit 841 Patienten eingeschrieben, die von 390 Arztpraxen, darunter 43 diabetologische Schwerpunktpraxen betreut werden. 67% der Ärzte im DIABETIVA®-Netzwerk haben die KADIS®-basierten Empfehlungen zur Therapieoptimierung umgesetzt. Die Ergebnisse nach 18-monatiger Laufzeit weisen für diejenigen Patienten im Diabetes-Gesundheitsnetzwerk, für die die wissensbasierte Entscheidungsunterstützung umgesetzt wurde, eine signifikante Verbesserung der Diabetikerversorgung aus. Der mittlere HbA1c-Wert wurde von anfänglich 7,2 auf 6,7% abgesenkt. Im Gegensatz dazu erhöhte sich der HbA1c-Wert für diejenigen Patienten, für die die Empfehlungen nicht umgesetzt wurden um ca. 0,2% (6,8 auf 7,0%).

Schlussfolgerungen: Die Implementierung eines wissensbasierten Entscheidungsunterstützungssystems in ein integratives Diabetes-Gesundheitsnetzwerk ermöglicht die nachhaltige Verbesserung der ambulanten Diabetikerversorgung.