Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_73
DOI: 10.1055/s-0029-1221879

Atherogene Veränderungen des Lipid- und Kohlenhydratmetabolismus bei Patienten mit klassischem 21-Hydroxylase Mangel

A Zimmermann 1, P Grigorescu Sido 2, E Schulze 3, C AlKhzouz 2, K Patberg 1, S Bucerzan 2, M Weber 4
  • 1Johannes Gutenberg Universität, I. Med. Klinik, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Mainz, Germany
  • 2I. Universitätskinderklinik, Cluj, Romania
  • 3Molekulargenetisches Labor, Heidelberg, Germany
  • 4I. Med. Klinik, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Mainz, Germany

Hintergrund: Der klassische 21-Hydroxylase Mangel (21HM) weist gewisse Merkmale des metabolischen Syndroms auf. Ziel der vorliegenden Arbeit: Charakterisierung diskreter Veränderungen im Lipid- und Kohlenhydratmetabolismus (KH) bei Kindern und jungen Erwachsenen mit 21HM, als mögliche Prädiktoren einer frühen Atherogenese.

Design: Querschnittsstudie, Fall-Kontrolle.

Patienten und Methoden: 27 Patienten mit klassischem 21HM (4–31 Jahre); 27 Alters-, Geschlechts- und BMI-gematchte gesunde Kontrollen. Klinische Parameter, Hormonstatus und Genotyp wurden für alle Patienten erfasst. Gesamt-Cholesterin (CL), LDL-CL, Triglyceride (TG) and HDL-CL wurden bei Patienten und Kontrollen bestimmt. Die relativen (%) and absoluten (mg/dl) small-dense LDL Subfraktionen (sd-LDL) wurden mittels Dichtegradientenultrazentrifugation gemessen. Orale Glucosetoleranz-Tests (OGTTs) wurden in beiden Gruppen durchgeführt mit Errechnung von Indexes für Insulinresistenz.

Ergebnisse: Die Patientengruppe hatte höhere sd-LDL (%) als das Kontrollkollektiv (39,7+/-5,9 vs. 35,5±5,7%, p=0,008). Das Gleiche wurde für die absolute sd-LDL -Subfraktion (mg/dl) festgestellt (42,6±11,9 vs. 36,4±7,5, p=0,029). HDL-CL war niedriger in der Patientengruppe, im Vergleich zur Kontrollgruppe (49,6±8,7 vs. 54,8±8,6mg/dl, p=0,032). CL, LDL-CL und TG waren höher bei Patienten als bei Kontrollen (n.s.). Nüchtern-Glukose und – Insulin waren in der Patientengruppe höher als im Kontrollkollektiv (p=0,007; p=0,001). Ähnliche Unterschiede wurden für HOMA-IR (2,42±1,48 vs. 1,24±0,68; p=0,001), IRI (2,90±0,29 vs. 2,63±0,26; p=0,001) und HOMA-B (42,1±23,41 vs. 25,06±13,43; p=0,002) festgestellt. AUC (area under the curve) für Glukose und Insulin waren größer bei Patienten vs. Kontrollen (235,02±42,95 vs. 221,33±34,16 und 98,06±48,46 vs. 82,99±52,76). IRI korrelierte mit der gesamten Hydrocortisondosis (r=0,40; p=0,039) und der Therapiedauer (r=0,41; p=0,035). Die Nüchtern-Glukose-Werte korrelierten direkt mit den Nüchtern-Insulin-Konzentrationen (r=0,45, p=0,019) und den atherogenen small-dense LDL-Subfraktionen (r=0,38; p=0,05). Es wurden keine nennenswerte Unterschiede bezüglich Lipid- und KH-Metabolismus zwischen den klinischen Formen, den Genotypgruppen (gebildet entsprechend der prädiktiven Restaktivität der 21-Hydroxylase) oder dem Grad der hormonellen Kontrolle, identifiziert.

Schlussfolgerung: Kinder und junge Erwachsene mit 21HD haben signifikant erhöhte atherogene sd-LDL-Subfraktionen sowie niedrigere HDL-CL-Werte im Vergleich zu alters- und geschlechts-gematchten Kontrollen. Sie weisen eine Insulinresistenz auf, welche sowohl im nüchternen Zustand als auch nach Glukosebelastung zu verdeutlichen ist. Diese Veränderungen stellen ein zusätzliches metabolisches Risiko für die frühe Entwicklung einer endothelialen Dysfunktion dar, mit potentiell erhöhtem karadiovaskulärem Risiko im späteren Leben. Supraphysiologische Hydrocortisondosen sollten vermieden werden.