Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - FV_61
DOI: 10.1055/s-0029-1221857

„Glucose-depedent Insulinotropic Polypeptide“ (GIP) verstärkt die antidiabetischen Wirkungen von "Glucagon-Like Peptide-1" (GLP-1) bei hyperglykämischen Patienten mit Typ 2-Diabetes mellitus nicht

N Mentis 1, LD Köthe 1, J Holst 2, C Deacon 2, V Wan Sze Ng 3, M Theodorakis 4, B Nawrodt 1, K Rotenberger 1, M Nauck 1
  • 1Diabeteszentrum Bad Lauterberg, Bad Lauterberg, Germany
  • 2Universität Kopenhagen, Panum Institut, Abteilung für Biomedizinische Wissenschaften, Kopenhagen, Denmark
  • 3Prince of Wales-Hospital, Abteilung für Medizin und Therapeutika, Hong Kong, Hong Kong
  • 4Universität Athen, Alexandra-Krankenhaus, Abteilung für Klinische Therapeutika, Athens, Greece

Fragestellung: Glucose-dependent Insulinotropic Polypeptide (GIP) und Glucagon-Like Peptide 1 (GLP-1) sind Inkretinormone aus der Darmschleimhaut. GLP-1 wirkt auch bei Patienten mit Typ 2-Diabetes insulinotrop, während ein vergleichbarer Effekt von GIP bei solchen Patienten nicht mehr nachweisbar ist. Das Ziel der vorliegenden Studie war zu prüfen, ob exogenes GIP die insulinotrope, glukagonostatische und Blutzucker-senkende Aktivität von exogenem GLP-1 bei Patienten mit Typ 2-Diabetes modifizieren kann.

Methodik: An unserer einfach verblindeten, 4-Weg „Cross-Over“- Studie nahmen 12 Patienten mit Typ 2-Diabetes teil (9Männer/3 Frauen; Alter 61±10 Jahre, BMI 30,0±3,7kg/m2; HbA1c 7,3±1,5%; Mittelwerte±SD). Intravenöse Infusionen von GLP-1 (1,2pmol×kg-1×min-1), GIP (4pmol×kg-1×min-1), GLP-1 plus GIP, und Plazebo wurden bei nüchternen Patienten über 360min. durchgeführt. Bestimmt wurden Glukose (kapillar) und GIP, GLP-1, Insulin, C-Peptid, sowie Glukagon (venös, spezifische Immunoassays). Statistik: Varianzanalyse für Mess-Wiederholungen.

Ergebnisse: Mit exogenem GLP-1 wurde die Glukose von 185mg/dl auf 91±4mg/dl gesenkt, wobei die Insulinsekretion stimuliert (Insulin, p<0,0001; C-Peptid, p<0,0001) und die Glukagonsekretion supprimiert wurde (p=0,009). Die Glukose wurde durch GIP allein etwas gesenkt, aber nicht normalisiert, wobei Insulin und C-Peptid in wesentlich geringerem Maße als mit GLP-1 stimuliert wurden (p<0,001). Die Kombination von GLP-1 mit GIP hat die insulinotrope Wirkung von GLP-1 nicht verbessert (Insulin, p=0,90; C-Peptid, p=0,85). Stattdessen wurde der Glukagon-supprimierende Effekte von GLP-1 durch GIP-Zusatz vermindert (p=0,008). Die FFS wurden von GLP-1 supprimiert (p<0,0001) und von GIP alleine oder in Kombination nicht beeinflusst (p=0,07).

Schlussfolgerungen: Die zusätzliche Gabe von GIP kann die antidiabetische Wirkung von exogen verabreichtem GLP-1 nicht verstärken. Der GLP-1-vermittelten Glukagon-Suppression wirkt GIP sogar eher entgegen. GIP, allein oder in Kombination mit GLP-1, hat keine therapeutisch nutzbaren akuten antidiabetischen Effekte.