Klin Padiatr 2009; 221 - A90
DOI: 10.1055/s-0029-1214343

Grippale Symptome, Kreatinin-Anstieg und Thrombozytopenie: auch an Hantavirus-Infektion denken!

A Wilke 1, A Borta 1, S Waldegger 1, V Klingmüller 2, RF Maier 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und
  • 2Abt. für Kinderradiologie, Universitätsklinikum Marburg, Marburg

Hintergrund: Akute Funktionseinschränkungen der Niere erfordern eine rasche differentialdiagnostische Abklärung. In den vergangenen Jahren wurde ein Anstieg von interstitiellen Nephritiden aufgrund von Hantavirus-Infektionen im Süden Deutschlands beobachtet.

Falldarstellung: 14-jähriger Junge mit seit 6 Tagen bestehenden Rücken-, Glieder- und Kopfschmerzen und Fieber bis 39°C. Diesen Beschwerden vorausgegangen war eine 2-tägige Episode mit Durchfall etwa 10 Tage nach einem Zeltlager im Landkreis Marburg-Biedenkopf. In der körperlichen Untersuchung fanden sich deutliche Klopfschmerzen über beiden Nieren. Auffällig in der Labordiagnostik waren ein erhöhtes Kreatinin (1,01mg/dl), eine Thrombozytopenie (60 G/l) und ein erhöhtes CRP (47mg/dl). Außerdem zeigten sich eine Hämaturie und Proteinurie (Mikroalbuminurie), sowie sonographisch Hinweise auf eine interstitielle Nephritis. Serologisch konnten IgM-Antikörper gegen Hantaviren (Serotyp Puumula) nachgewiesen werden. Eine symptomatische Therapie bestehend aus Flüssigkeitsrestriktion und Analgesie führte zu einem raschen Rückgang der Beschwerden. Die Nierenfunktion normalisierte sich innerhalb von 5 Tagen.

Schlussfolgerung: Auch in Gebieten mit niedriger Prävalenz sollte differentialdiagnostisch an eine Hantavirus-Infektion gedacht werden. Eine entsprechende serologische Untersuchung sollte Bestandteil der Diagnostik bei einer akuten interstitiellen Nephritis sein.