Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - A011
DOI: 10.1055/s-0029-1208269

Inflammatorische Mammaerkrankungen in der Stillzeit und Stress

A Wöckel 1, A Beggel 2, P Arck 3, M Abou-Dakn 2
  • 1Universitätsklinik Ulm, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Ulm, Germany
  • 2St. Joseph Krankenhaus, Frauenklinik, Berlin
  • 3Hamilton University, Brain-Body-Institute, Kanada

Einleitung: Das Auftreten entzündlicher Mammaerkrankungen (z.B. Mastitis puerperalis) zählt zu den häufigsten Abstillgründen innerhalb der ersten Wochen postpartal. In einer Fall-Kontrollstudie wurde untersucht, ob stillende Frauen, die innerhalb von acht Wochen nach der Geburt eine Mastitis entwickeln, bereits in den ersten Tagen postpartal eine klinisch fassbare Veränderung zeigen bzw. Stress zu den Erkrankungen führen kann: Als biologischer Marker wurde die postpartale Konzentration von Zytokinen in der Muttermilch sowie psychometrische Daten und Veränderungen im Blutbild herangezogen.

Design: 120 stillende Mütter wurden in die Studie aufgenommen. Unmittelbar postpartal beantworteten die Mütter schriftlich einen validierten Fragenkatalog zum Thema Stress, Depression, sozialer Unterstützung und subjektiver körperlicher Gesundheit. Am vierten Tag post partum wurde eine Muttermilchprobe analysiert und das Blutbild untersucht. Nach 12 Wochen wurden die Mütter zum Stillverlauf und erneut zum Thema Stress und Depression befragt. Das Kollektiv wurde in eine Fallgruppe (Auftreten entzündlicher Brusterkrankungen) und eine Kontrollgruppe aufgeteilt.

Ergebnisse: Die Konzentrationen der Zytokine und IL-2, IL-4, IL-6, IL-10, INF-γ und TNF-waren in der Muttermilch der Fallgruppe höher als in der Kontrollgruppe. Weiterhin fand sich in der Fallgruppe ebenfalls ein höherer Stress-Score und ein höherer Depressions-Score postpartal. Im Blutbild waren Leukozyten und Thrombozyten bei der Fallgruppe ebenfalls bereits postpartal signifikant erhöht.

Schlussfolgerung: Stress scheint somit unmittelbar am Auftreten inflammatorischer Mammaerkrankungen der Stillzeit beteiligt zu sein. Die Identifizierung der klinischen Marker des prädispositionierten Risikokollektivs kann für zukünftige präventive Strategien genutzt werden.