Klin Monbl Augenheilkd 2008; 225 - V43
DOI: 10.1055/s-0028-1110081

IOL-Belag nach komplikationsloser Kataraktoperation

J von Eicken 1, H Höh 1, L Werner 2
  • 1Neubrandenburg – Augenklinik des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums, Lehrkrankenhaus der Ernst-Moritz Arndt Universität Greifswald
  • 2John A. Moran Eye Center, University of Utah, Salt Lake City/USA

Hintergrund: Untersuchung eines weißlichen IOL-Belags unklarer Genese nach komplikationsloser Kataraktoperation.

Methode: Bei einer 86-jährigen Patientin wurde im Mai 2006 bei seniler Katarakt eine Linsenextraktion in coaxialer Phakoemulsifikationstechnik über eine 3,2mm clear cornea Inzision durchgeführt. Nach der Hinterkapselpolitur und stellen der Vorderkammer und des Kapselsackes mit HPMC (Acriviscose, Acritec, Berlin) erfolgte nach einer Schnitterweiterung auf 3,4mm die Implantation einer Silicon Hinterkammerlinse (Acrimed 414, +22dpt, Acrimed, Berlin). Anschließend wurde das Viskoelastikum aus dem Kapselsack und der Vorderkammer mit dem Saug-Spülsystem entfernt. Die Dichtigkeit des Kataraktschnittes und der Parazentesen wurde nach der cornealen Hydratation der Zugänge überprüft. Abschließend wurde eine Salbenkombination aus Polyspectran (Alcon, Freiburg) und Ultracortenol (Novartis, Nürnberg) in den Bindehautsack appliziert. Sieben Wochen später wurde die Patientin wegen eines weißlichen IOL-Belages oberhalb der optischen Achse wieder vorgestellt; unter der postoperativen Lokalsteroidtherapie war es zu keiner Regression des Belages gekommen. Unter dem Verdacht, dass es sich um einen abgekapselten Methocelrest handeln könnte, wurde eine Vorderkammerspülung mit IOL-Politur durchgeführt. Da sich der zähe Belag nicht entfernen ließ, und die Sehschärfe durch den „vermischten“ Belag reduziert war, erfolgte 2 Monate später ein IOL-Wechsel. Die explantierte Linse wurde zur weiteren Differenzierung des Belages an das Moran Eye Center der Universität Utah gesandt.

Ergebnisse: In der gaschromatografischen Massenspektrometrie des IOL-Belages fanden sich ein höheres Alkan mit höherer Viskosität, das unter anderem in Paraffin enthalten ist sowie ein polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoff, der unter anderem als organisches Lösungsmittel verwendet wird. Beide Komponenten kommen in der postoperativ verwendeten Polyspectran Augensalbe vor. Als Ursache für die Salbeninokulation halten wir eine digitale Manipulation des clear cornea Schnittes durch den Patienten für wahrscheinlich.

Schlussfolgerungen: Wie im Schrifttum mehrfach berichtet, können intraokulare Salbenbestandteile zu Medientrübungen und zu toxischen intraokularen Reaktionen führen (z.B. Wong JG, Bank A. Surgical removal of intraocular antibiotic ointment after routine cataract phacoemulsification. J Cataract Refract Surgery 2006, Vol 32: 890-2). Daher halten wir deren Entfernung aus dem Auge insbesondere dann für notwendig, wenn bereits ein Sehschärfenverlust oder ein chronischer Reizzustand eingetreten ist. Bei unserer Patientin wurde die IOL entfernt, weil der nicht entfernbare IOL-Belag zu einer Visusminderung führte. Salbeninokulationen, die durch digitale Manipulationen am clear cornea Schnitt entstehen, können durch nicht vom Patienten „aufdrückbare“ MICS-Schnitte vermieden werden.