Z Gastroenterol 2008; 46 - K38
DOI: 10.1055/s-0028-1096458

Hochdosis-Esomeprazol in Kombination mit Baclofen zur Therapie eines pathologischen Gastroösophagealen Reflux– Prospektive Therapieevaluation kontrolliert durch pH-Metrie-/Impedanzmessung

M Bajbouj 1, V Becker 1, V Phillip 1, RM Schmid 1, A Meining 1
  • 1II. Medizinische Klinik, Klinikum rechts der Isar, TU München

Hintergrund: Die Kombination aus 24h-pH-Metrie und Multikanal-Impedanz-Messung (pH/MII) ist eine etablierte Methode zur Bestimmung gastroösophagealer Refluxepisoden unter laufender medikamentöser Säuresuppression. Ziel unserer Studie war es bei therapierefraktären Reflux-Patienten unter pH/MII-Kontrolle ein eskalierendes medikamentöses Therapieregime zur Behandlung pathologisch gehäuft auftretender Refluxepisoden zu evaluieren (40mg Esomeprazol, danach 80mg Esomeprazol, danach 80mg Esomeprazol mit additiver Baclofentherapie). Methoden: Bei 138 Patienten unter 40mg Esomeprazol mit persistierenden reflux-assoziierten Symptomen wurde eine 24h pH/MII durchgeführt. Patienten mit fehlendem objektierbarem pathologischen Reflux (<73 schwach-, nicht- oder sauren gemischten Refluxepisoden) wurden aus der Studie ausgeschlossen. Bei dokumentiertem pathologischen Reflux wurde 80mg Esomeprazol für 4 Wochen verabreicht. Der therapeutische Effekt wurde erneut mittels pH/MII kontrolliert. Bei weiterhin vorliegendem pathologischen Reflux wurde die Antirefluxtherapie weiter eskaliert und stufenweise additives Baclofen bis zu einer Maximaldosis von 60mg verabreicht. 3 Monate nach Therapiemodifikation wurde abschließend eine pH/MII durchgeführt. Ergebnisse: 45/138 (32,6%) Patienten unter 40mg Esomeprazol wiesen pathologische Werte in der pH/MII auf. Bei 32/45 (71,1%) Patienten normalisierten sich die funktionsdiagnostischen Werte nach 4-wöchiger Säuresuppression mit 80mg Esomeprazol. Baclofen wurde bei nur bei 9 der verbliebenden 13 Patienten mit einer pathologischen pH/MII verabreicht. 3 Patienten lehnten aufgrund einer deutlichen klinischen Besserung unter 80mg Esomeprazol eine weitere Therapieeskalation ab, ein Patient wurde fundopliziert. 2 der verbliebenen 9 Patienten mussten aufgrund von Nebenwirkungen des GABA1-Agonisten (Müdigkeit) die additive Baclofentherapie abbrechen. Nur bei 2/7 Patienten, die die Studie protokollgemäß beendeten, zeigte sich nach 3-monatiger Therapie mit 80mg Esomeprazol und 60mg Baclofen eine normalisierte pH/MII. Schlussfolgerung: Die Verdopplung der Standarddosierung von Protonenpumpenhemmern führt bei einem beträchtlichen Anteil von therapierefraktären Refluxpatienten mit einem objektivierten pathologischen Reflux zu einer Normalisierung der Funktionsdiagnostik (pH/MII). Die additive Therapie mit dem GABA1-Agonisten hat nur einen sehr begrenzten therapeutischen Effekt.