Gesundheitswesen 2008; 70 - A212
DOI: 10.1055/s-0028-1086437

Qualitätsförderung in der Versorgung depressiver Erkrankungen – Transfer evaluierter QM-Tools in die Praxisroutine

FL Komarahadi 1, I Bermejo 1, A Peetz 2, O Borgert 2, M Härter 1
  • 1Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Sektion Klinische Epidemiologie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Freiburg
  • 2Medomus Technologien und Services GmbH, Dortmund

Hintergrund: Evidenzbasierte und leitliniengestützte Maßnahmen in Diagnostik und Therapie haben die Behandlungsmöglichkeiten und die Prognose depressiver Erkrankungen stark verbessert. In der Primärversorgung haben Haus- und Fachärzte sowie Psychotherapeuten eine wichtige Rolle beim Erkennen und Einleiten adäquater Behandlungsmaßnahmen [1]. Um für sie die Anwendung evidenzbasierter Leitlinien für depressive Erkrankungen zu erleichtern, wurde das elektronische Expertensystem D-Scout® Depression-Scout als Qualitätsmanagement-Tool entwickelt [2]. Methoden: Die Depression-Scout® Software ist das Ergebnis umfassender Vorarbeiten aus den seit 2000 durch das BMBF geförderten Modellprojekten im Rahmen des Kompetenznetz Depression/Suizidalität. Die modular aufgebaute Software unterstützt den Behandler bei der elektronischen Dokumentation der Diagnose, Therapiemaßnahmen, Überweisungen und Symptomveränderungen. Im Rahmen einer ersten Evaluationstudie mit einem selbstentwickelten Fragebogen wurde die Pilotversion der Depression-Scout® Software anhand von Patientendaten aus der Primärversorgung hinsichtlich Bedienerfreundlichkeit und Nutzen für die Praxis bewertet. Ergebnisse: Die Teilnehmer (n=14, Haus-, Fachärzte und Psychotherapeuten) beurteilten die Depression-Scout® Software als übersichtlich (85,8%) und gut bedienbar (78,5%). 92,9% fanden die leitliniengestützte Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung als hilfreich und nützlich im Praxisalltag. Außerdem ermöglicht die Depression-Scout® Software eine bessere Begleitung des Behandlungsverlaufs (64,3%). Schlussfolgerung: Die Depression-Scout® Software erleichtert ein auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmtes Case-Management. Im Rahmen einer naturalistischen Studie ist in den nächsten Monaten die Implementierung und Evaluation der Depression-Scout® Software als Qualitätsmanagement-Tool in haus- und fachärztlichen Praxen geplant. Es wird erwartet, dass Depression-Scout® zur verbesserten Diagnostik und Behandlung depressiver Patienten in der ambulanten Versorgung beiträgt und die unmittelbare Umsetzung der Leitlinien in die Praxis sicherstellt.

Literatur:

[1] Härter M, Bermejo I, Schneider F, Kratz D, Gaebel W, Hegerl U, Berger M. Versorgungsleitlinien zur Diagnostik und Therapie depressiver Störungen in der hausärztlichen Praxis. Z ärztl Fortbild Qualsich 2003; 97 Suppl. IV: 16–35

[2] Härter M, Bermejo I, Niebling W (Hrsg). Praxismanual Depression – Diagnostik und Therapie erfolgreich umsetzen. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag, 2007