Gesundheitswesen 2008; 70 - A189
DOI: 10.1055/s-0028-1086414

Einfluss und Wirkungen täglichen Schulsports in der Grundschule auf die körperliche Fitness – das Projekt „fit für pisa“

V Henze 1, S Liersch 2, M Röbl 3, E Mayr 4, S Bisson 2, C Krauth 5, U Walter 2
  • 1Allgemeiner Sport-Club Göttingen von 1846 (ASC 46) e.V., Göttingen
  • 2Stiftungslehrstuhl Prävention und Rehabilitation in der System- und Versorgungsforschung, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover
  • 3Abteilung Pädiatrie II, Universitätskinderklinikum Georg-August-Universität Göttingen
  • 4Gesundheitsamt für die Stadt und den Landkreis Göttingen, Göttingen
  • 5Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung/Hintergrund: Die Rahmenbedingungen, in denen sich Kinder heute frei und ungezwungen bewegen können, haben sich stark verändert. Der Lebensalltag erfordert, u.a. durch zunehmende Technisierung, immer weniger körperlichen Einsatz. Neben dem Anstieg von Übergewicht/Adipositas kommt es zu Leistungsabnahmen der Motorik. Das frühe Schulkindalter wird als „motorisches Lernalter“ bezeichnet. Es ist durch ein ausgeprägtes Bewegungsbedürfnis gekennzeichnet und für die körperliche und psychosoziale Entwicklung der Kinder entscheidend. Die Kinder der Interventionsgruppe der vorliegenden Studie nahmen an täglichen Sportstunden von Klassenstufe 1 bis 4 teil. Dabei wurde geprüft, welche Effekte durch ein quantitativ gesteigertes und qualitativ verbessertes Sportpensum erzielt werden können. Material/Methoden: An der Längsschnittstudie nahmen von 2003 bis 2007 insgesamt 87 Kinder der Interventionsgruppe (46% Jungen; 54% Mädchen) und 64 Kinder der Kontrollgruppe (53% Jungen, 47% Mädchen) teil. Beide Gruppen wurden jährlich untersucht. Neben der Ermittlung anthropometrischer Daten (Körpergröße, -gewicht, BMI) wurden motorische Untersuchungen durchgeführt. Die motorischen Tests wurden nicht explizit im Interventionsunterricht geprobt, da eine Leistungsverbesserung aufgrund von Übungseffekten vermieden werden sollte. Ergebnisse: Relevante Unterschiede bei den motorischen Untersuchungen konnten u.a. für die Schnelligkeitsausdauer, die Schnell- bzw. Sprungkraft und die aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit ermittelt werden (p<0,05). Keine Effekte konnten im Bereich der Gewichtsentwicklung festgestellt werden. In beiden Gruppen stieg der BMI, wie zu erwarten, signifikant an (p2003–2007<0,001), weder 2003 noch 2007 unterschieden sich beide Gruppen jedoch hinsichtlich ihrer Werte signifikant voneinander (p2003=0,122, p2007=0,421). Diskussion/Schlussfolgerungen: Deutliche Effekte können durch täglichen Schulsport in Bezug auf die motorische Leistungsfähigkeit konnten in der Interventionsgruppe erzielt werden. Keine Wirkungen zeigen sich hinsichtlich des BMI-Wertes. Möglicherweise sind ergänzende, z.B. ernährungsbezogene Interventionen erforderlich. Diese sollten bei Folgeprojekten berücksichtigt werden.