Gesundheitswesen 2008; 70 - A165
DOI: 10.1055/s-0028-1086390

Frühe Intervention bei Frauen und Männern mit Alkoholproblemen: Entwicklung und Implementierung genderspezifischer und webbasierter Frühinterventionssysteme

I Zimmermann 1, G Dobusch 2
  • 1Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz, Hamburg
  • 2Büro für Suchtprävention, Hamburg

Einleitung/Hintergrund: Wie immer wieder diskutiert, erreichen die (Sucht-) Hilfesysteme Menschen mit einer beginnenden Suchtproblematik oft zu spät, manchmal gar nicht. Gerade für diese schwer erreichbare Gruppe und besonders auch junge Menschen könnten neue Technologien wie computerbasierte oder internetgestützte Informations- und Frühinterventionssysteme ganz neue Chancen eröffnen. Ziel des vom Land Hamburg in Zusammenarbeit mit der HLS in Auftrag gegebenen Frühinterventions- und Beratungsportal www.rauschbarometer.de ist es daher, Menschen schneller als bisher an das lokale Hilfesystem heranführen, zu einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsum bzw. Verhalten anregen und Entscheidungshilfen bieten. Es greift daher Ängste und Unsicherheiten auf, die Rat- und Hilfesuchende oft über Jahre am Aufsuchen von Beratungsangeboten hindern und macht Angebote zum Selbstmanagement. Schwerpunkt soll hierbei auf der Erreichbarkeit und der Akzeptanz von Frauen und Männern sowie der zielgenauen Verweisung an örtliche gendergerechte Hilfsangebote liegen. Material und Methoden: Angelegt ist das Rauschbarometer als modulares System, das nach und nach ergänzt wird. Bisher umfasst das nach BITV barrierefrei gestaltete System eine MySQL-Datenbank als Herzstück, ein Selbsttest-Modul, eine Schnittstelle zur Online-Beratung, User-Tracking samt Auswertungsmodul, ein Informationsmanagementsystem mit Rechteverwaltung, Eingabemaske für Datenbankeinträge sowie einer Oberfläche mit vielfältigen Navigations-, Sortier- und Suchmöglichkeiten. In Arbeit sind zurzeit u.a. weitere Selbsttestmodule sowie internetbasierte Interventionsmodule für Menschen mit problematischem Substanzkonsum (Alkohol, Tabak, Cannabis). Ergebnisse: Im Ergebnis sollte ein modulares Open-Source-Produkt vorliegen, das technisch an gängigen Standards (z.B. SAGA-Standards für eGovernment-Anwendungen in Deutschland) orientiert ist und daher systemunabhängig einsetzbar ist. Frauen und Männer mit problematischem Alkoholkonsum sollen früher erreicht werden. Erkenntnisse über genderspezifische Anforderungen an internetbasierte Systeme sollen erfasst und entsprechende Empfehlungen vorgelegt werden. Diskussion: Das Vorhaben ist suchtpräventiv und gesundheitsfördernd angelegt und strebt an, mittels des Einsatzes neuerer Informations- und Kommunikationstechnologien bestehende Anstrengungen auf dem Gebiet der (Sucht-) Prävention und Frühintervention zu komplementieren sowie Suchthilfe und medizinischen Basisversorgung besser zu vernetzten.