Dtsch Med Wochenschr 2024; 149(08): 454-457
DOI: 10.1055/a-2256-6589
Kasuistik

Gastrointestinale Symptome als Ausdruck einer komplizierten Malaria tropica

Gastrointestinal symptoms may reflect complicated falciparum malaria
Matthias Kästner
Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten mit Sektion Nephrologie der Universitätsmedizin Rostock
,
Christoph Josef Hemmer
Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten mit Sektion Nephrologie der Universitätsmedizin Rostock
,
Emil Christian Reisinger
Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten mit Sektion Nephrologie der Universitätsmedizin Rostock
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Zusammenfassung

Anamnese Eine 42-jährige Patientin stellte sich wegen seit 2 Tagen bestehendem starkem Erbrechen, Durchfall, Fieber und Schüttelfrost vor. Zwei Wochen zuvor war die Patientin von einer Safari aus Tansania zurückgekehrt. Eine Chemoprophylaxe gegen Malaria hatte sie nicht eingenommen.

Untersuchungen und Diagnose Der Nachweis von Plasmodium falciparum führte zur Diagnose einer Malaria tropica. Das Blutbild zeigte eine Thrombozytopenie, die Sonografie eine Splenomegalie. Die Kriterien für eine komplizierte Malaria waren nicht erfüllt.

Therapie und Verlauf Die Patientin erhielt zunächst Atovaquon/Proguanil oral. Die Tabletten wurden nach Einnahme wiederholt erbrochen. Daher wurde die Therapie auf Artesunat i. v. umgestellt und die Patientin wurde auf der Intensivstation überwacht. Innerhalb von 22 Stunden sank die Parasitämie von 2,8 % auf 1,0 %. Die Therapie konnte nach 3 Tagen Artesunat i. v. mit Atovaquon/Proguanil oral zu Ende geführt werden und die Beschwerden klangen ab.

Folgerung Ausgeprägte gastrointestinale Symptome können auf ein drohendes Organversagen hinweisen. Eine an sich unkomplizierte Malaria mit anhaltendem Erbrechen sollte daher – wie die komplizierte Malaria – intravenös behandelt werden, und die Patienten sollten intensiv überwacht werden. Anhaltendes Erbrechen bei Malaria tropica ist als mögliches Kriterium für eine komplizierte Malaria anzusehen.

Abstract

History A 42-year-old female presented with a two-day history of vomiting, diarrhea, fever and chills. Two weeks before she had returned to Germany from a Safari in Tanzania. She had disregarded the recommendation to take antimalarial chemoprophylaxis.

Clinical findings and diagnosis The thin blood film showed Plasmodium falciparum-parasitized erythrocytes, and Plasmodium falciparum malaria was diagnosed. The full blood count showed thrombocytopenia and ultrasound imaging revealed splenomegaly. Initially the criteria for complicated malaria were not fulfilled.

Therapy and course We started oral therapy with atovaquone/proguanil. The patient vomited the tablets twice. Therefore therapy was switched to intravenous artesunate. Subsequently, parasitemia dropped from 2.8 to 1.0 % within 22 hours. After 3 days of artesunate i. v., treatment could then be completed with oral atovaquone/proguanil, and the symptoms resolved.

Conclusions Patients with malaria and persistent vomiting should be treated intravenously and monitored closely, as severe gastrointestinal symptoms may reflect impending organ failure. We therefore propose including persistent vomiting in the list of criteria for complicated malaria.



Publication History

Article published online:
02 April 2024

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