Dtsch Med Wochenschr 2023; 148(14): 890-898
DOI: 10.1055/a-1825-7033
Dossier

Thromboembolische Erkrankungen aus angiologischer Sicht

Thromboembolic disease – the angiologist’s point of view
Birgit Linnemann
,
Christine Espinola-Klein

Thrombosen und Embolien gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit [1]. Sie umfassen die venösen Thromboembolien mit den Hauptmanifestationen venöse Thrombose und Lungenembolie sowie arterielle Thrombosen und Thromboembolien wie Myokardinfarkt, Schlaganfall und systemische arterielle Embolien. Dieser Beitrag beleuchtet die pathophysiologischen Konzepte der venösen und arteriellen Thrombose und deren wichtigste Auswirkungen auf die Therapie.

Abstract

Thrombosis and embolism are among the most common causes of death worldwide and, in addition to venous thromboembolism with the two main manifestations of deep venous thrombosis and pulmonary embolism, also include arterial thrombotic disease such as myocardial infarction, stroke and systemic arterial embolism. It is often the interaction of several predisposing factors that leads to the formation of an intravascular thrombus. Changes in the vascular wall, the blood flow and the composition of the blood (Virchow’s triad) play a decisive role in both the arterial and venous vascular systems. The management of thromboembolic diseases requires a dedicated clarification of the cause and classification of the disease process in order to minimize the risk of recurrence and embolic complications through differentiated antithrombotic therapy. For this purpose, a risk-benefit analysis based on the individual case and regular reassessment are of particular importance. In this article, the pathophysiological concepts of venous and arterial thrombosis and the main therapeutic implications resulting from this are reviewed.

Kernaussagen
  • Thrombosen und Embolien gehören zu den häufigsten Notfallsituationen in der vaskulären Medizin.

  • Arterielle Thrombosen entstehen an Endothelläsionen und am häufigsten in atherosklerotisch veränderten Gefäßen. Typische Komplikationen sind ein akuter arterieller Verschluss oder eine arterioarterielle Embolisation mit einer Ischämie im nachgeschalteten Stromgebiet.

  • Bei Vorhofflimmern betreffen etwa 8–12% der symptomatischen embolischen Ereignisse die nichtzerebrale Strombahn. Es überwiegen Embolien in den unteren Extremitäten; seltener kommt es zu Nieren-, Darm- oder Milzinfarkt oder zu einem Gefäßverschluss der oberen Extremitäten.

  • Venöse Thrombosen entstehen vorzugsweise unter Low-Flow-Bedingungen und bei Veränderungen der Blutzusammensetzung (z.B. Thrombophilie). Zahlreiche Faktoren (Tumorerkrankung, Operation, Immobilisation, Infektionen, Östrogene) tragen zum Thrombosegeschehen bei.

  • Die häufigste Akutkomplikation der tiefen Venenthrombose ist die Lungenembolie.

  • Die Kenntnis bzw. Klärung der auslösenden Faktoren hat Einfluss auf die weitere Therapiestrategie.

  • Antithrombotika spielen eine große Rolle in der Therapie und Sekundärprophylaxe nach arterieller und venöser Thrombose bzw. Embolie.

  • Während im arteriellen Stromgebiet vorzugsweise Thrombozytenfunktionshemmer eingesetzt werden, sind Antikoagulanzien, die in die plasmatische Gerinnung eingreifen, die Mittel der Wahl zur Behandlung und Sekundärprophylaxe nach venöser Thromboembolie.

  • Eine strukturierte Nachsorge ist sinnvoll, um regelmäßig Nutzen und Risiken einer fortgeführten medikamentösen Sekundärprophylaxe zu überprüfen und die Therapie ggf. anzupassen bzw. zu optimieren.



Publication History

Article published online:
07 July 2023

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