Zusammenfassung
Chile ist der größte Fruchtexporteur der südlichen Halbkugel. Exportiert wurden in der Saison 2017/18 780.000 t Äpfel, 751.000 t Weintrauben, 166.000 t Süßkirschen, 155.000 t Avocados, 105.000 t Heidelbeeren und 180.000 t Kiwi. Chile ist – nach China, Italien und Neuseeland – im Moment der viergrößte Kiwiproduzent.
Der Obstbau in Chile konzentriert sich auf die vier mittleren, klimatisch gemäßigten Zonen Valparaiso, Metropolitana, O’Higgings und Maule am 34–36°S Breitengrad des langestreckten Landes.
Kiwi- und Birnenanbau gingen stark zurück von 12.000 ha auf nur 6000 ha bzw. von 17.000 ha auf heute ca. 9000 ha und Avocado von 39.000 ha auf 29.300 ha. Die Heidelbeerfläche beträgt 15.600 ha und die Apfelfläche über Jahre konstant 36.000 ha. Bei Süßkirschen wird die Fläche von 25.000 ha (2500 ha unter Folie) nach Süden in die Regionen Bio-Bio und Araucania ausgeweitet.
Der Apfelanbau ist geprägt durch Frost- und eine hohe Sonnenbrandgefahr, genügend Niederschläge und ausreichend Kältereiz, die zu Erträgen von 60–110 t Äpfel/ha bzw. 10–15 t/ha bei Süßkirschen führen. Ziel ist – bei nur 18 Mio. Einwohnern Chiles – einen hohen Anteil Premiumfrüchte für den Export im Winter auf der nördlichen Hemisphäre zu erzielen – China, USA und Europa sind die Hauptabnehmer.
Abstract
Chile is the largest fruit exporter of the Southern hemisphere. Exports in the 2017/8 season comprised 780,000 t apples, 751,000 t table grapes, 166,000 t sweet cherry, 155,000 t avocado (80% ’Hass’), 105,000 t blueberry and 180,000 t kiwi; Chile is the fourth largest kiwi producer worldwide after China, New Zealand and Italy.
Fruit production in Chile includes the four temperate zones of Valparaiso, Metropolitana, O’Higgins and Maule at 34–36°S latitude of the long coastal strip. Kiwi and pear acreage both decreased from respectively 12,000 ha to 6000 ha and from 17,000 ha to ca. 9000 ha, while avocado declined from 39,000 ha to 29,300 ha today, whereas the apple acreage remained stable at ca. 36,000 ha; blueberries currently occupy 15,600 ha. Sweet cherry production, however, of ca. 25,000 ha (2500 ha under plastic cover) is extending to the South regions of Araucania and Bio-Bio.
Apple production is characterized by risk of a late spring frost, combatted by wind machines and heaters, and risk of sunburn, reduced by use of shade net, yielding 60–110 t apples/ha, and, with 18 mio. inhabitants, aims at a large share of premium fruit for export to the Northern hemisphere such as China, Europe and the US.
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Einleitung
Chile ist als modernstes Land Südamerikas unterhalb Perus eine langgestreckte Küstenregion am Pazifik mit den Anden im Osten, allen Klimazonen und Anbaubedingungen. Bei nur 18 Mio. Einwohnern und somit geringem heimischen Obstkonsum ist der Obst- und Weinbau exportorientiert.
Anbauflächen in Chile und Obstproduktion 2017–18
Die Apfelfläche blieb über Jahre konstant bei ca. 36.000 ha (Tab. 1) und damit geringfügig höher als die Apfelfläche in Deutschland mit 32.000–33.000 ha, auf der wir jährlich im Schnitt ca. 900.000 t Äpfel ernten. Im Rahmen der Konsolidierung sank die Anbaufläche von Kiwi aufgrund der BSA-Krankheit von 12.000 ha auf 6000 ha, die der Birnen aufgrund fehlender Nachfrage von 17.000 ha auf heute 9000 ha und die Avocadofläche aufgrund von Wassermangel bzw. Trockenheit von einst 39.000 ha (2008) auf heute 29.300 ha. Die Avocado-Anbaugebiete sind vornehmlich im Norden mit 65 % in Valparaiso und je 15 % in Metropolitana und in Coquimbo (Abb. 1); für den Export wird die „Blackskin“ Weltsorte ‘Hass‘ (80 %) angebaut und für die Inlandsnachfrage (20 %) die zur Reife grünbleibenden „Greenskin“ Sorten ‘Fuerte‘ und ‘Edranol‘.
Obstbaugebiete in Chile, Klima – Temperaturen, Kältestunden und Niederschlagsverteilung
Abb. 1 zeigt die Lage der Obstbaugebiete von Valparaiso und Metropolitana in der nördlichen Mitte am 34°S Breitengrad sowie von O’Higgings und Maule (36°S) in der südlichen Mitte des Landes. Die Anbaugebiete weisen meist ausreichende Niederschläge (650–750 mm) auf (Tab. 2, Abb. 2). Die jährlichen Kältestunden und ihrer saisonaleVerteilung zeigen Tab. 2 und Abb. 2. Der Anbau – vor allem von Kirschen – weitet sich weiter südlich aus in die Regionen Bio-Bio und Araucania (Abb. 1).
In Chile stehen dem Obst- und Weinbau ausreichend Land, Regen, Wasser, Energie und – außer in Valparaiso (Meeresnähe am Pazifik) – im Winter ausreichend Kältestunden und Arbeitskräfte sowie Exportorganisationen zur Verfügung. Die Kältestunden im Winter (0–7,2 °C) von 1250 CH bis 1650 CH (Tab. 2) reichen für Wein und Obst (Blanke und Kunz 2009) einschließlich kältebedürftige Kirschsorten (Kaufmann und Blanke 2017); die ersten Niederschläge beginnen – nach der Apfelernte – im April. Landwirtschaftliche Grundstücke kosten je nach Lage und Zugang zu Wasser zwischen US $ 2000 und US $ 20.000/ha. Die umweltfreundliche Energie stammt aus Wasserkraft aus den Anden, die Aushilfsarbeitskräfte sind Einwanderer aus Haiti und erhalten US $ 3/h netto. Hagel, Kältemangel im Winter (Abb. 3) und Drosophila suzukii sind unbekannt.
Centro de Pomaceas
Das Centro de Pomaceas an der Universität von Talca, gegründet in 1995, ist mit seinen 12 Mitarbeitern verantwortlich für die Ausbildung der Studenten der Fakultät der Agrarwissenschaft im Masterkurs Obstbau/Gartenbau. Das Zentrum mit Kosten von ca. € 1000 pro Tag finanziert sich zu 20 % aus öffentlichen Mitteln über die Universität und zu 80 % aus Projekten und beratender Tätigkeit und Service. Das Zentrum ist Anlaufpunkt für alle obstbaulichen Fragen im Bereich Kernobst und Süßkirsche; seine internationale Bekanntheit drückt sich in bisher 2000 Besuchern aus 40 Ländern aus.
Apfelanbau
Die Apfelerträge in den vier Anbauregionen (Abb. 1) liegen bei 40 t/ha (rote ‘Gala‘ Mutanten), 60 t/ha (‘Gala, Mondial‘ und ‘Fuji Kiku®‘ (Fubrax (S))) bis maximal 110 t/ha (‘Cripps Pink‘) (Tab. 3); als Unterlage wird von den mittelschwach wachsenden MM106 und M7 auf M9 umgestellt.
Bei ‘Fuji‘ werden die besser rot färbenden Mutanten ‘Fuji, Kiku®‘ (Fubrax (S)) und ‘Fuji, RakuRaku‘ verwendet, deren Früchte mehr Deckfarbe ausbilden als die Mutanten ‘Fuji, Suprema‘ oder ‘Fuji, Kiku 8‘; bei ‘Gala‘ wird ‘Gala, Galavan‘ als rote Mutante verwendet, die zwar geringere Erträge, aber höhere Preise erzielt (Tab. 3).
Als neue Sorten befinden sich ‘Sweetango‘, ‘Ambrosia‘ (beide Nordamerika), ‘Kanzi‘, ‘Evelina‘ und Envy® (mit geringem Erfolg durch Berostung und schwacher Farbe auf der Innenseite) in Versuchen. Hauptprobleme im Apfelanbau sind Frost, Fruchtbehangsregulierung bzw. Alternanz bei ‘Fuji‘, Sonnenbrandrisiko (Tab. 4) und Schorf sowie Calciumversorgung für eine lange Lagerfähigkeit und Transportweg ohne Stippigkeit.
In der Saison 2017/18 kam es zu Überdünnung durch dreimaliges Ausdünnen (Promalin zur Blüte), NAA (zum Petalenfall) und CyLex (BA) 30 Tage nach Blüte, während in den nördlichen Regionen BA durch geringe Temperaturen nicht gewirkt hat und zu kleinen schwach gefärbten ‘Gala‘-Früchten führte (Abb. 4a). In dem kleineren nördlicheren Anbaugebiet um Valparaiso ist ungenügender Kältereiz im Winter (215 CH) und Trockenheit (Tab. 2) ein Problem. Frost wird bei Inversionswetterlage durch Windräder alleine bzw. Strahlungsfrost durch eine Kombination von relativ niedrigem Windrad mit Gasantrieb amerikanischer Bauart erfolgreich bekämpft.
Gegen Sonnenbrand werden Schattiernetze (20 % oder 35 % Lichtreduzierung) unterschiedlicher Farbe eingesetzt (Abb. 5b) – unter schwarzen Schattiernetzen wurde eine starke Reduzierung der Blütenbildung beobachtet. Bäume mit Spindelerziehung bieten etwas weniger Sonnenbrandgefahr als solche mit Solaxe-Erziehung mit nach oben offenen, d. h. mehr exponierten Ästen. Kaolin und Mikrosprinkler (Verdunstungskälte) werden kaum eingesetzt. Höhere Bäume als 3,6 m erzielen unter der starken Sonneneinstrahlung in Mittel-Chile – keine höheren Erträge und keine bessere Fruchtqualität, aber höhere Pflückkosten (Yuri et al. 2011). Gegen Berostung wird GA erfolgreich eingesetzt.
Verbesserung der Fruchtfarbe
Bei ’Gala‘ kam es 2017/18 zu einer schwachen Fruchtausfärbung (Abb. 6a), der man durch Entfernen der beschattenden Laubblätter um die Früchte von Hand (Abb. 6) und Verwendung von Reflexionsfolien entgegenzuwirken versuchte (Blanke 2015). Dazu werden hauchdünne Aluminium beschichtete PE-Folien unter den Baumreihen 2–3 Wochen vor Erntetermin ausgelegt (Abb. 4b) mit Kosten von US $ 500/ha/Jahr, aber durch die starke Verschmutzung (Staub) oder Laubfall nur einmal verwendet, so dass relativ viel Plastikmüll anfällt, aber das aufwendige Einrollen (und Säubern) entfällt.
Kirschen
Angebaut werden die Sorten ‘Bing‘, ‘Lapins‘, ‘Ranier‘, ‘Kordia‘, ‘Regina‘, ‘Skeena‘, ‘Santina‘, ‘Sweetheart‘ auf 25.000 ha; 10 % davon sind mit einfacher Flachfolie überdacht mit zunehmender Tendenz, um das Platzen während der regenreichen (Abb. 2) Reifezeit im November–Dezember zu verhindern. Ziel ist sowohl eine Verfrühung auf Anfang November sowie eine Verspätung zum chinesischen Neujahrsfest. Exportpreise liegen für Süßkirschen bei 6 US $/kg, für Äpfel bei 0,92 US $/kg.
Fazit
Der Obstbau Chiles ist – trotz Frost und Sonnenbrandgefahr – geprägt von guten Klimabedingungen (ohne Hagel) und hohen Erträgen und mit 70–80 % exportorientiert. Verschiffungshafen für das Obst ist San Antonio bei Valparaiso. Der Schiffstransport nach Europa dauert 15–45 Tage. Abnehmer sind in erster Linie China und die USA, aber auch Europa im Winter auf der Nordhalbkugel.
Literatur
Blanke MM (2015) Möglichkeiten zur Farbverbesserung beim Apfel – ein Review – Übersichtsreferat. Erwerbs-Obstbau 57(2):47–62
Blanke MM, Kunz A (2009) Auswirkungen rezenter Klimaveränderungen auf die Phänologie von Kernobst am Standort Klein-Altendorf. Erwerbs-Obstbau 51(3):101–114 (zum Thema Klimawandel und Obstbau)
Kaufmann H, Blanke MM (2017) Performance of three numerical models to assess winter chill in fruit trees—a case study using cherry as model crop in Germany. Reg Environ Change 17(3):715–723. https://doi.org/10.1007/s10113-016-1064-6
Universität Talca (2017) Atlas agroclimatique—Teil II: O’Higgings and Maule. Universität Talca, Chile
Yuri JA, Ibarra-Romero M, Vásquez JL, Lepe V, González-Talice J, del PozoYuri AA et al (2011) Reduction of apple tree (Malus domestica Borkh.) cv. Gala MM111 height does not decrease yield and quality. Sci Hortic 130:191–193
Danksagung
M. Blanke dankt der Universität Talca und dem Centro Pomaceas für das Vortragsstipendium nach Chile.
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M. Blanke und A. Yuri geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Blanke, M., Yuri, A. Chile – Exportrekorde im Obstbau im Schatten der Anden. Erwerbs-Obstbau 62, 175–180 (2020). https://doi.org/10.1007/s10341-020-00474-1
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DOI: https://doi.org/10.1007/s10341-020-00474-1
Schlüsselwörter
- Apfel (Malus domestica Borkh)
- Süßkirsche (Prunus domestica)
- Chilling
- Frost
- Fruchthandel
- Klimawandel
- Obstexport
- Sonnenbrand
- Schattiernetz
- Verschmutzung