Zusammenfassung
Das Kreuzschmerzsyndrom mit dem “low back pain” steht mit Funktionsstörungen (Blockierung oder Dysfunktion als Noxe) der Iliosakralgelenke ursächlich in Zusammenhang. Das gleichzeitig auftretende segmentale Pseudoradikulärsyndrom (Nozireaktion; primäres reflektorisches Phänomen) mit erfahrungsgemäß ungleichmäßigen Verspannungen der segmental zugehörigen Muskulatur (myofasziale Triggerpunkte) verursacht im Agonismus-Antagonismus des neuromuskulären Systems eine Dehnung von Spindeln in Sehnen und Muskeln an anderen Stellen.Diese adäquaten Reize des propriozeptiven Systems führen über gesteigerte Afferenzen zu zentralen Entsprechungen.Die gestörten Efferenzen bewirken funktionelle muskuläre Dysbalancen (Bewegungsdysfunktionen) der posturalen und Beckenmuskulatur. Es zeigt sich ein neuer Gleichgewichtszustand der Stereotype: Beckenschiefstand oder Beckenverwringung (Beckenasymmetrie mit Beinlängendifferenz; sekundäres reflektorisches Phänomen) mit einer Ganzkörperreaktion vom “Scheitel bis zur Sohle”. In dieser Studie wird untersucht, wie sich diese reflektorischen Phänomene, insbesondere aber die Kreuzschmerzen, therapeutisch beeinflussen lassen.
Bei 38 Patienten und ebenso vielen Probanden wurden vor und nach Behandlung die vergleichende Beinlängendifferenz an den Fußinnenknöcheln manuell sowie röntgenologisch in Rückenlage und Langsitz festgehalten.Der Vektor der ebenfalls röntgenologisch ermittelten Sprunggelenksebene und Hüftgelenksachse in Ruhelage deutet bei Gleichläufigkeit auf einen Beckenschiefstand in 41% und bei Gegenläufigkeit auf eine Beckenverwringung in 59% der Fälle.
Im Trend zur weichen manuellen Behandlung wird bei der Kraniosakraltherapie etwa auf der Ebene propriozeptiver Wahrnehmungen durch einen korrigierenden leichten Schub des Mittelfingers synchron zum Schädel-Hirn-Eigenrhythmus ein Ausgleich der Beinlängendifferenz durch Beckenreposition mit minimalstem Kraftaufwand erreicht.Dabei werden große Muskelmassen, besonders der unteren Körperhälfte bewegt.Eine Umschaltung,Vervielfältigung und Regulierung gestörter Efferenzen in zugehörigen Zentren ist dazu unerlässlich.– Zur intra- und periartikulären Lidocainbehandlung der Iliosakralgelenke wird eine 1%ige Lösung meist in Kombination mit 1 Ampulle CelestanR verwandt.
Gleichlaufende Ergebnisse sind schon aufgrund verschiedener Behandlungsansätze nicht zu erwarten Die Kraniosakraltherapie setzt am Kranium, die Lidocainbehandlung (und die Manualtherapie) hingegen am Beckenring an.Der Effekt der Kraniosakraltherapie mit der alleinigen Beckenreposition über das propriozeptive System in fast allen Fällen einerseits und der Lidocainbehandlung mit Beseitigung der Nozireaktion (Kreuzschmerz) und funktionellen Beckenveränderungen bei 55,2% der Fälle (Besserung bei 18,4%) andererseits unterscheidet sich auch durch den nervalen Bahnverlauf: Die durch die Kraniosakraltherapie aktivierten und korrigierten propriozeptiven Afferenzen verlaufen vorwiegend in den Hinterstrangbahnen des Rückenmarks zu den übergeordneten motorischen Steuerungszentren, während die nozizeptiven Afferenzen auf die Gegenseite des Rückenmarks kreuzen und über die Vorderseitenstränge das Stamm- und Zwischenhirn, letztlich die Großhirnrinde, mit der Schmerzwahrnehmung erreichen.Während die Korrektur posturaler muskulärer Dysbalancen (Beckenreposition, propriozeptive Reaktion) stets unmittelbar nach dem Fingerschub oder der Manualtherapie der Kopfgelenke einsetzt, braucht die Nozireaktion (Kreuzschmerz) zur Rückbildung durchschnittlich 2 Tage.Bei der trainingsmäßigen Aktivierung des propriozeptiven Systems von kaudal über die “Kurzfußtechnik” nach Janda wurde ebenfalls eine Beckenreposition bei Kreuzschmerzpatienten beobachtet.
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Dr.W.Kondziella Facharzt für Innere Medizin, Chirotherapie, Naturheilverfahren, Am Maashof 22, 47269 Duisburg
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Kondziella, W. Kreuzschmerzsyndrom – eine Ganzkörperreaktion. Manuelle Medizin 41, 22–29 (2003). https://doi.org/10.1007/s00337-002-0183-y
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00337-002-0183-y