Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

derzeit werden in Deutschland jährlich ca. 150.000 künstliche Hüftgelenke implantiert, wobei der Anteil der minimal-invasiv durchgeführten Operationen stetig zunimmt. Ermöglicht wurden die minimal-invasiven Implantationstechniken v. a. durch die Entwicklung neuer Instrumente sowie ein besseres Verständnis der anatomischen Gegebenheiten am Hüftgelenk. Am häufigsten werden der anterolaterale, der direkte anteriore und der posteriore minimal-invasive Zugang angewendet. Bisher herrscht allerdings noch immer Unklarheit über die exakten Vor- und Nachteile der unterschiedlichen minimal-invasiven Zugänge im Vergleich zu den bisherigen Standardzugängen. Dies haben wir zum Anlass genommen, um in diesem Themenheft die aktuellen Erkenntnisse bzgl. der minimal-invasiven Hüftendoprothetik aufzuarbeiten.

Befürworter der minimal-invasiven Techniken führen v. a. an, dass durch das geringere Weichteiltrauma nicht nur Muskeln und Sehnen geschont, sondern auch der postoperative Schmerz und Blutverlust reduziert werden können. Dies soll sich insbesondere auch in einer schnelleren Rehabilitation widerspiegeln. Als Voraussetzung für die erfolgreiche und korrekte Implantation werden jedoch genaue Kenntnisse der anatomischen Besonderheiten, weichteil- und muskelschonendes Operieren sowie eine abgeschlossene Lernkurve aufgeführt, wobei letztere im Vergleich zu den Standardzugängen nach bisherigen Erkenntnissen verlängert ist.

Sind die neuen minimal-invasiven Zugänge genauso sicher wie die Standardzugänge?

Gegen die Verwendung minimal-invasiver Zugangswege wird insbesondere ein erhöhtes Risiko der Pfannen- oder Schaftfehlpositionierung bei verminderter Sicht angeführt. Eine übermäßige Dehnung der Haut und Weichteile soll auch das Risiko einer möglichen Wundheilungsstörung und einer Schädigung von Hautnerven erhöhen.

Sind die neuen minimal-invasiven Zugänge genauso sicher wie die Standardzugänge? Sind die Bedenken der Skeptiker begründet? Mit diesem Themenheft möchten wir Ihnen einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der minimal-invasiven Hüftendoprothetik geben. Dies beinhaltet insbesondere Aspekte der zu erwartenden Weichteil- und Nervenschädigungen, der Ganganalyse und der klinisch funktionellen Ergebnisse bis hin zur Rehabilitation.

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre.

Ihre

Prof. Dr. Ulrich Nöth

Prof. Dr. Maximilian Rudert