Hirnstamm- und Kleinhirnatrophie bei Neurosyphilis

Zusammenfassung

Ein 54-jähriger Patient leidet seit etwa 20 Jahren an einer serologisch gesicherten Neurosyphilis mit zuletzt rechts- und beinbetonter Tetraspastik, einer Blasenentleerungsstörung sowie einem ausgeprägten Psychosyndrom mit Antriebs-, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sowie deutlichen kognitiven Defiziten. Kernspintomographisch zeigte sich eine seit 1987 vorbekannte, insgesamt langsam progrediente Kleinhirn- und Hirnstammatrophie. Diese infratentorielle Beteiligung bei Neurolues ist ungewöhnlich und wird in der neueren Literatur kaum beschrieben. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts und bis in die 30er Jahre wurde dieser Befund – bei allerdings deutlich höherer Neurolues-Inzidenz und -Prävalenz – häufiger geschildert, jetzt droht diese klinische Manifestation immer mehr in Vergessenheit zu geraten.

Summary

A 54-year-old man suffered from serologically proven neurosyphilis with tetraspastic syndrome and bladder dysfunction. He showed a pronounced psychopathy with cognitive decline and attention/concentration deficits. MRI showed slowly progressive cerebellar and brainstem atrophy, which has rarely been described over the past decades. During times of higher incidence and prevalence of neurosyphilis, infratentorial atrophy had been described occasionally, but today this clinical manifestation has been all but forgotten.