COVID-19 in der Schwangerschaft

Eine Studie aus New York untersuchte die Auswirkungen von COVID-19-Impfungen Schwangerer auf neonatale und maternale Outcome-Parameter [1]. Dabei wurden die Verläufe von 81.349 in der Schwangerschaft geimpften Schwangeren mit jenen von 255.346 Nichtgeimpften verglichen. Es zeigten sich für die primär analysierten neonatalen Outcome-Parameter eine niedrigere Rate intrauteriner Fruchttode (IFD) sowie weniger Zuweisungen an die neonatologische Intensivstation (NICU). Bezüglich Frühgeburtlichkeit, intrauteriner Wachstumsretardierung (SGA) und Apgar-Werten ergab sich kein Unterschied. Die sekundär analysierten maternalen Outcome-Parameter ergaben eine niedrigere COVID-19-Erkrankungsrate. Bezüglich Sectio-Häufigkeit, postnataler Blutungen und Chorioamnionitis bestand kein signifikanter Unterschied. Die Daten unterstützen somit die bisher schon ausgesprochene Impfempfehlung für Schwangere.

Steroid bei COVID-19?

Eine Studie aus Illinois (USA) untersuchte den möglichen Vorteil von Steroidgaben bei COVID-19 [2]. Dabei wurden die hyperinflammatorischen Verlaufsformen (PIMS bzw. MIS-C) ausgeschlossen. In der retrospektiven Studie wurden insgesamt 1163 Kinder und Jugendliche (Durchschnittsalter 7 Jahre) erfasst, von denen 658 Patienten (56,5 %) eine Atemunterstützung benötigten. 184 Patienten (15,8 %) erhielten innerhalb von 2 Tagen eine Steroidmedikation. Im weiteren Verlauf zeigte sich für diese Patienten keine Verkürzung der Spitalsaufenthaltsdauer. Auch bezüglich des Aufenthaltes auf einer Intensivstation, des Zeitverlaufs bis zur Entfieberung und der Normalisierung der Entzündungsparameter ergab sich für die Steroidgruppe kein Behandlungsvorteil. Steroidgaben können somit für nichthyperinflammatorische COVID-19-Verlaufsformen nicht (generell) empfohlen werden.

Weniger Bewegung während der COVID-19-Pandemie

Über die Reduktion von körperlicher Bewegung und Sport während der COVID-19-Pandemie wurde mehrfach – auch in den Medien – berichtet. Nunmehr ist in JAMA Pediatrics eine Metaanalyse zu dieser Thematik erschienen [3]. 22 Publikationen mit insgesamt 14.216 Teilnehmenden (Durchschnittsalter 10,5 Jahre) haben Eingang in diese Metaanalyse gefunden. Die Studie errechnet, dass – ohne Berücksichtigung der Bewegungsintensität – die körperliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen um 20 % abgenommen hat. Für Aktivitäten höherer Intensität wurde sogar eine Reduktion um 32 % berechnet. Die Autoren betonen die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Förderung von Bewegung im Kindes- und Jugendalter als wichtigen Beitrag zur Gesundheitsprävention.

Kommentar: Die Forderung zur Förderung regelmäßiger Bewegung wurde (nicht erst) zuletzt auch in Deutschland und Österreich ausgesprochen, v. a. auch von Vertreter:innen der Pädiatrie. Die tägliche Bewegungseinheit in Schulen könnte einen wesentlichen Beitrag dazu leisten; sie wird derzeit auch von Verantwortlichen im Bildungssystem ernsthaft angedacht.

Autismus und Bildschirmzeiten – ein Zusammenhang?

Eine japanische Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen frühkindlichen Bildschirmzeiten und frühkindlichem Autismus [4]. Bei 84.030 Mutter-Kind-Paaren wurde die Bildschirmzeit im Alter von einem Jahr abgefragt; im Alter von 3 Jahren wurde schließlich das potenzielle Vorliegen von Autismus erhoben. Insgesamt ergab sich für Autismus eine Prävalenz von 392/100.000 Kinder (0,4 %), dabei waren Jungen etwa 3‑mal häufiger betroffen als Mädchen. Die logistische Regressionsanalyse für Bildschirmzeit (im Alter von einem Jahr) und Autismus (im Alter von 3 Jahren) ergab eine klare „dosisabhängige“ Korrelation. Bei einer Bildschirmzeit unter 1 h betrug die Odds Ratio 1,38, bei 1–2 h 2,16, bei 2–4 h 3,48 und bei über 4 h 3,02. Für Mädchen konnte interessanterweise keine derartige Korrelation gefunden werden.

Kommentar: Die Studie belegt den Zusammenhang zwischen vermehrten Bildschirmzeiten und späterem Autismus, jedoch nicht deren Kausalität. Es ist zumindest denkbar, dass die längeren Bildschirmzeiten zumindest zum Teil auch Folge der präexistenten Erkrankung sind. Die Diskussion von „Henne und Ei“ gilt somit auch für diese Beobachtung.

Sollen Kinder Marathon laufen?

Am 01.05.2022 beteiligte sich in Cincinnati (Ohio, USA) ein 6‑jähriger Junge an einem Marathonlauf (42,2 km) und beendete diesen in 8:35 h. Neben zahlreichen Medienberichten führte dies zu auch einer kontroversiell geführten fachlichen Diskussion, ob Kinder in diesem frühen Alter einer derartigen körperlichen Belastung ausgesetzt werden sollen [5]. Ein historischer Rückblick zeigt, dass Kinder sich bereits seit den 1970er-Jahren immer wieder an Marathonläufen beteiligten; als Rekord gilt die Zeit von 3:00:31 eines Achtjährigen. Im Jahr 1981 wurde für den New York City Marathon eine Altersuntergrenze von 16 Jahren festgelegt, welche allerdings nicht evidenzbasiert ist. So zeigt z. B. die retrospektive Analyse der Twin City Marathons in den Jahren 1982–2007 für 310 Kinder im Alter von 7 bis 17 Jahren ein gegenüber Erwachsenen um 50 % vermindertes Risiko für medizinische Zwischenfälle. Diese betrafen Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren. Zuletzt wurden nun in den Jahren 2020 und 2021 Konsensusempfehlungen für derartige Ausdauerleistungen bei Kindern und Jugendlichen erarbeitet; auch dabei ist allerdings das Evidenzlevel niedrig. In der Gesamtbeurteilung erscheint einerseits das Risiko für medizinische Komplikationen (Verletzungen, Überlastungen, Kollaps, metabolische Entgleisungen etc.) gering, gleichzeitig aber auch der Nutzen auf lange Sicht recht begrenzt. So setzen nur weniger als 25 % der Kinder und Jugendlichen ihre sportliche Ausdauerleistung im Erwachsenenalter fort. In der zitierten Publikation wird mit 8 Empfehlungen auf die individuelle Betrachtung und Beratung (Information von Eltern und Kindern), aber auch das sportmedizinische „Monitoring“ hingewiesen. Unter Beachtung dieser Empfehlungen gibt es keine plausible Argumentation gegen Marathonläufe und andere Ausdauerleistungen (auch) im Kindes- und Jugendalter.