Das Leitthema „Hämangiome und vaskuläre Malformationen im Kopf-Hals-Bereich“ soll den heutigen Wissensstand wiedergeben und die therapeutischen Möglichkeiten für diese Erkrankungen veranschaulichen. In den letzten beiden Jahrzehnten verzeichnet dieses Feld, insbesondere im klinischen Gebiet, eine rasante Entwicklung. Diese Tatsache spiegelt sich nicht nur in zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Buchbeiträgen zu diesem Thema wider, sondern auch in einer zunehmenden multidisziplinären und internationalen Kooperation. Demzufolge konnten individuelle Behandlungskonzepte durch multimodale Vorgehensweisen und eine real gelebte interdisziplinäre Versorgung deutlich verbessert werden.

Die Natur dieser Krankheitsbilder macht es oft notwendig, für eine optimierte Behandlung Expertise auch jenseits der Grenzen der eigenen Fachdisziplin heranzuziehen. Experten, die sich direkt mit der Therapie von vaskulären Anomalien befassen, stammen nicht nur aus der HNO-Heilkunde. Ihre Herkunft beinhaltet ein breites Spektrum von verschiedenen Fachdisziplinen, zu denen u. a. Gefäßchirurgie, Pädiatrie, plastische und rekonstruktive Chirurgie, Dermatologie, Kinderchirurgie, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, interventionelle Radiologie und Onkologie gezählt werden müssten. Für eine umfassende Betreuung werden oftmals auch Gynäkologen und Geburtshelfer (in ihrer Rolle als Erstdiagnostizierende in der Pränataldiagnostik) sowie Logopäden und Kieferorthopäden herangezogen. Daher ist es nachvollziehbar, dass die adäquate Betreuung oft eines Maximums an medizinischer Versorgungskapazität bedarf, welche nur in speziellen Zentren angeboten werden kann.

Experten für die Therapie vaskulärer Anomalien stammen nicht nur aus der HNO-Heilkunde

Auf dem Gebiet der HNO-Heilkunde sollte dieses Feld als ein spezieller Schwerpunkt der Kinder-HNO-Heilkunde aufgefasst werden. Dies liegt in erster Linie daran, dass infantile Hämangiome i. d. R. schon in den ersten Lebensmonaten ihre volle klinische Ausprägung entfalten und vaskuläre Malformationen bereits zum Zeitpunkt der Geburt vorhanden sind, auch wenn nicht immer die vollständige klinische Ausprägung bereits im Kindesalter vorliegt. Mit einer adäquaten Diagnostik sollte aber der klinische Verlauf schon bei Kindern abgeschätzt und eine individuelle Betreuung eingeleitet werden. Nicht selten wird hierdurch gerade bei ausgeprägten Befunden der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst. Der in der Klinik oder Praxis tätige HNO-Arzt soll aus dieser von Experten aus dem Gebiet der HNO-Heilkunde, der interventionellen Radiologie, der Dermatologie und der Pädiatrie erstellten Übersicht Auskunft über aktuelle therapeutische Optionen erhalten.