Zusammenfassung.
Seit Jahren ist bekannt, dass eine Vielzahl von Substanzen hormonartige Wirkungen besitzen, wobei die estrogene Wirksamkeit im Mittelpunkt des Interesses steht. Eine potentielle Gesundheitsgefährdung wird zwar kontrovers diskutiert, es bestehen jedoch durchaus Hinweise, die Einflüsse auf die Gesundheit und Entwicklung des Menschen durch hormonell wirksame Stoffe vermuten lassen. Da derartige Substanzen auch in Lebensmitteln enthalten sein können, wurde im Lebensmittelinstitut Braunschweig ein biologisches, zellgestütztes Testsystem (E-Screen) zum Nachweis estrogener Wirksamkeit etabliert.
In vorliegendem Artikel werden die bisherigen Untersuchungen dargestellt. Neben 17 lebensmittelrelevanten Einzelsubstanzen (Herbizide, Fungizide, Insektizide) wurden 7 Trinkwasserproben sowie 37 Mineral- und Tafelwasserproben in den E-Screen eingesetzt. In weiterführenden Untersuchungen wurden 12 Quellwasserproben sowie 10 dazugehörige Mineralwasserproben mit dem Bioassay analysiert.
Von den untersuchten Einzelsubstanzen erwiesen sich die Herbizide Nitrofen und Pendimethalin sowie das Fungizid Fenarimol als partielle Agonisten, das Insektizid Chlorpyriphos und das Fungizid Propiconazol sind schwache Agonisten.
Alle untersuchten Trinkwässer zeigten ein negatives Ergebnis. Von den 37 Mineral- und Tafelwässern wurden 8 Proben als estrogen wirksam eingestuft. In weiterführenden Untersuchungen zeigte sich, dass teilweise schon die Quellwässer einen positiven Befund im E-Screen aufwiesen, sodass ein Übergang estrogen wirksamer Substanzen von der Verpackung in das Wasser eher unwahrscheinlich ist. Bei einer Mineralwasserprobe jedoch wurde nach einer Lagerdauer von 6,5 Monaten eine Erhöhung der estrogenen Potenz festgestellt, was für einen Übertritt entsprechender Stoffe von der Verpackung in das Wasser spricht.
In weiterführenden physikalisch-chemischen Untersuchungen muss geklärt werden, welche Substanzen für die estrogene Wirksamkeit der Wässer verantwortlich sind.
Abbreviations
- BBP:
-
Butylbenzylphthalat
- BVL:
-
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
- DBP:
-
Di-n-butylphtalat
- DEHP:
-
Di(2-ethylhexyl)phthalat
- DEP:
-
Diethylphthalat
- DIBP:
-
Diisobutylphthalat
- E-Screen:
-
Estrogen-Screen
- E2:
-
17ß-Estradiol
- Exp.medium:
-
Experimentalmedium
- GC/ECD:
-
Gaschromatographie mit Elektroneneinfangdetektion
- LFGB:
-
Lebens- und Futtermittelgesetzbuch
- LI BS:
-
Lebensmittelinstitut Braunschweig
- PE:
-
Proliferationseffekt
- PET:
-
Polyethylenterephthalat
- rel. Ext.:
-
relative Extinktion
- RPE:
-
Relativer Proliferationseffekt
- s:
-
Standardabweichung
- SPE:
-
Solid Phase Extraction
- TIE:
-
Toxicity Identification Evaluation
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Eingegangen: 24. Mai 2006
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Böhmler, G., Kohnen, R., Borowski, U. et al. Einsatz eines biologischen Testsystems (E-Screen) in der amtlichen Lebensmittelüberwachung zum Nachweis estrogen wirksamer Substanzen. J. Verbr. Lebensm. 1, 325–331 (2006). https://doi.org/10.1007/s00003-006-0055-9
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00003-006-0055-9