Zur Genese der Cheilitis granulomatosa, bzw. des Melkersson-Rosenthal-Syndroms

Zusammenfassung

Bei bisher sechs Patienten mit einer Cheilitis granulomatosa konnte ein Sabin-Feldmann-Test durchgeführt und hierbei ein durchwegs positives Resultat erhoben werden. Nach den altersabhängigen, lokalen Durchseuchungsquoten wäre, je nach Methode, mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,98 bzw. 0,64% zu erwarten, daß zufällig alle sechs getesteten Patienten eine Toxoplasmainfektion durchgemacht haben, sofern die Durchseuchung der Patientengruppe den allgemeinen Durchseuchungsverhältnissen entspricht. Da die Patientengruppe sonst keinerlei einheitliche Merkmale aufweist, erscheint ein Zusammenhang zwischen der nachgewiesenen Infektion mit Toxoplasmen und der Cheilitis granulomatosa wahrscheinlich.

Hierfür ergeben sich auch klinische Anhaltspunkte. Eine Form der Lymphknoten-Toxoplasmose entspricht in ihrem klinischen Bild weitgehend, in ihrem charakteristischen Gewebsbild vollkommen der Lymphknotenbeteiligung bei der Cheilitis granulomatosa. Dieses Bild zeigten auch zwei Lymphknoten, die bei einem unserer Patienten excidiert werden konnten.

Bei der Cheilitis granulomatosa konnten schließlich rezidivierende, mit den Gesichtsschwellungen synchron verlaufende, zum Teil lokalisierbare, zentralnervöse Erscheinungen wiederholt, auch bei uns, beobachtet werden. Andererseits ist aus Tierversuchen eine rezidivierende Form der Toxoplasmose bekannt, die im Gehirn an vereinzelten Stellen herdförmige, granulomatöse Entzündungen hervorruft.