Zusammenfassung
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1.
Bei 103 Exemplaren aus II einheimischen Süßwasserfischarten verschiedenster Lebensweise und systematischer Stellung wurden die Flächen der Netzhaut und Riechschleimhaut vermessen. Die Netzhautflächen betragen 0,2–3,4%, die Riechschleimhautflächen 0,2–3,5% der Körperoberfläche.
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2.
Auf Grund der Größenverhältnisse von Nase und Auge und des Baues der Nasen werden 3 Gruppen von morphologischen Typen unterschieden : 1. Arten, bei denen Nase und Auge hervorragend ausgebildet sind (Elritze, Gründling). 2. Arten, bei denen das Auge anatomisch gegenüber dem Geruchsorgan an Ausbildung dominiert (Stichling, Hecht). 3. Arten, bei denen die Nase stark ausgeprdgt ist, während das Auge schwächer entwickelt erscheint (Rutte, Aal). Von der Gruppe 1 gibt es fließend Übergänge zu den Gruppen 2 und 3.
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3.
Das morphologische Dominieren des einen Sinnesorgans bei den Gruppen 2 und 3 beruht meist nicht auf der Vergrößerung dieses Organs, sondern auf der Reduktion des anderen.
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4.
Zur Definition der Gruppen wird der bereits von Burne beschriebene morphologische Unterschied im Bau der Nasenrosetten herangezogen. Gruppe 1 besitzt den normalen ovalen Rosettengrundriß Gruppe 2 meist den kreisrunden und Gruppe 3 den verlängerten.
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5.
Bei den Gruppen 1 und 3 sind die Falten der Nasenrosetten bei fast alien Arten überall mit Riechschleimhaut bedeckt. Bei Gruppe 2 ist die Riechschleimhaut mehr oder weniger stark von indifferentem Epithel unterbrochen.
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6.
Auf Grund histologischer Schnitte wird die Zahl der Riechsinneszellen der untersuchten Arten geschätzt. Die Werte schwanken zwischen 46000 und 95000 je Quadratmillimeter.
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7.
Über die Veränderung der Größen von Riechschleimhaut und Netzhaut im Verhältnis zur Körperoberfläche während des Wachstums werden Angaben gemacht, die sich nicht auf einen allgemeinen Nenner bringen lassen.
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8.
Die Ergebnisse der Untersuchungen werden in Beziehung zur Leistung der Organe und zur Lebensweise der Fische gebracht. Gruppe 1 besteht aus Friedfischen, die schwarmweise im klaren Wasser leben. Die Gruppen 2 und 3 sind meist aus vorwiegend solitär lebenden Arten zusammengesetzt. Zur Gruppe 2 gehören mikrosmatische Tagräuber und Hellfische, zur Gruppe 3 makrosmatische Dämmerungstiere und Nachträuber.
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Teichmann, H. Vergleichende untersuchungen an der nase der fische. Z. Morph. u. Okol. Tiere 43, 171–212 (1954). https://doi.org/10.1007/BF00412849
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