Zusammenfasssung
Der Artikel präsentiert einen erziehungswissenschaftlichen Ansatz zur empirischen Rekonstruktion von Subjektivationsprozessen. Dieser Ansatz situiert sich als Interaktionsanalyse mit speziellem Fokus auf (unterrichtliche) Adressierungsprozesse und wird hier entsprechend als „Adressierungsanalyse“ konturiert. Die Adressierungsanalyse wird dabei in ihrer theoretischen und methodischen Anlage als Beitrag zur rekonstruktiven Bildungsforschung vorgestellt: Sie versteht sich als zentraler Ansatz und Vorschlag, die Bedeutung von Anerkennung in pädagogischen Interaktionen zu untersuchen. Entsprechend wird im Artikel zunächst das zugrundeliegende anerkennungstheoretisch geprägte Verständnis von Subjektivationsprozessen entfaltet und das weitgehende Forschungsdesiderat zu deren Analyse markiert. Anschließend wird erläutert, was wir unter „Adressierung“ verstehen und inwiefern über die Analyse von Adressierungen und Re-Adressierungen ein empirischer Zugang zu Subjektivierungsprozessen gelingt. Schließlich stellen wir eine heuristische Matrix zur Adressierungsanalyse vor und erläutern das konkrete Forschungsdesign einer Adressierungsanalyse im Sekundarschulunterricht, wie wir sie im Rahmen des Forschungsprojektes „Die Sprachlichkeit der Anerkennung“ durchgeführt haben.
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Rose, N., Ricken, N. (2018). Interaktionsanalyse als Adressierungsanalyse – eine Perspektive der Subjektivationsforschung. In: Heinrich, M., Wernet, A. (eds) Rekonstruktive Bildungsforschung. Rekonstruktive Bildungsforschung, vol 13. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18007-2_11
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