Zusammenfassung
Sprach- und Denkstörungen psychotischer Patienten sind bereits um 1800, lange vor Etablierung des Krankeitskonzepts Schizophrenie durch E. Bleuler (1911), beschrieben worden. Auch die belletristische Literatur, von der die damalige, wesentlich qualitativ arbeitende wissenschaftliche Literatur nicht allzu weit entfernt war, hat heute der Schizophrenie zugeordnete Denk- und Sprachstörungen beschrieben (vgl. Lenz und Woyzeck von Büchner bei Crighton, 1998). Der Traum wurde damals als Erklärungsmodell verwendet, bevor der „automatisme mental“ (Viviani, 1999) nach der Entdeckung der Sprachzentren durch Broca und Wernicke in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Spaltungs- bzw. heutigen Diskonnektivitatsmodelle abgelöst wurde.
Das Nackedei der Städte Das Nackedei der Städte, wenn ich’s nur einmal hätte gar fest in meiner Hand. Ich steckt’s in meine Tasche zu SchnÜband, Messer, Asche und lief damit durchs Land. Es wür‚ sich bitter sträuben, und ich würd‘ es betäuben mit meiner Daumen Druck, und tät ich es zerkneten, ich ward es wieder loten mit meinem Schleim und Spuck! Das Nackedei der Städte, was ist das? — Ja, ich wette, es kam von ungefähr. Es bleibt nicht in mir stehen, es wird im Kopf vergehen, als ob es nie gekommen wär. Christiane von Hancke
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Literatur
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Mundt, C. (2002). Die Sprache der Schizophrenen. In: Fuchs, T., Jádi, I., Brand-Claussen, B., Mundt, C., Kiesel, H. (eds) Wahn Welt Bild. Heidelberger Jahrbücher, vol 46. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55719-4_10
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