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Familiale Transmission sozialer Ungleichheit in der zweiten Lebenshälfte

Erbschaften und Vermögensungleichheit

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Zusammenfassung

Soziale Ungleichheit wird auf vielfältige Weise von den Eltern auf ihre Kinder übertragen. Ein großer Teil wird frühzeitig über die unmittelbare Umwelt mit in die Wiege gelegt und danach im Bildungssystem verfestigt. Schichtungs-, Mobilitäts-, Bildungs- und Sozialisationsforschung haben das Ausmaß dieser biographisch „frühen“ Vererbung sozialer Ungleichheit hinreichend belegt, die trotz aller Betonung von Chancengleichheit, Eigenleistung und Individualität nach wie vor durchschlägt. Dass auch eine biographisch spätere Transmission sozialer Ungleichheit möglich ist, hat in der Ungleichheits- und Mobilitätsforschung dagegen wenig Berücksichtigung gefunden (vgl. Kohli et al. 2009). Dabei ist die familiale intergenerationale Transmission sozialer Ungleichheit erst abgeschlossen, wenn die Elterngeneration verstorben und ggf. deren Nachlass geregelt ist: „ … resource transfers – and by this, transfers of inequality – do not stop at the end of young adulthood but continue throughout the whole joint life course of the two generations (and even beyond). In the later phases of this generational ‚convoy‘, the resource flow shifts from human capital transfers (or financial assistance for accumulating human capital) to financial transfers“ (Kohli et al. 2009: 494f.). Von besonderem Interesse ist die Frage, in welcher Weise Erbschaften die sozialen Ungleichheiten verändern. Bislang vorliegende Studien ziehen ihre Schlussfolgerungen hierzu meist aus Querschnitterhebungen, obgleich die Prüfung einer Veränderungshypothese Längsschnittdaten voraussetzt. Diese Frage greifen wir an dieser Stelle auf: Wir betrachten die Wirkungen der Erbschaften auf die Vermögensausstattung der Erbenden im Längsschnitt. Im Anschluss an eine Übersicht zum rechtlichen Hintergrund für die Bundesrepublik Deutschland (Abschnitt 2) und einer Literaturübersicht zu den vorliegenden Befunden (Abschnitt 3) wird die Datenbasis unserer aktuellen empirischen Analysen – das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) – vorgestellt, die erstmals auch eine Längsschnittuntersuchung der Vermögensbestände von Erbenhaushalten ermöglicht (Abschnitt 4). In Abschnitt 5 werden unsere empirischen Befunde zum Erbschafts- und Schenkungsgeschehen sowie zur Vermögensentwicklung der Erbenhaushalte zwischen 2002 und 2007 präsentiert. Zudem wird das Verhältnis der Erbschaften zu den Vermögensbeständen in den Blick genommen. In Abschnitt 6 werden die Ergebnisse diskutiert und weiterer Forschungsbedarf benannt.

Die in diesem Beitrag präsentierten Befunde basieren zum großen Teil auf Analysen, die im Rahmen des Forschungsprojektes Die Relevanz von Erbschaften für die Alterssicherung durchgeführt wurden (gefördert vom Forschungsnetzwerk Alterssicherung (FNA) der Deutschen Rentenversicherung Bund; 2009-2010). An dem Projekt haben mitgewirkt: Uwe Fachinger, Martin Kohli, Harald Künemund, Thomas Lux, Jürgen Schupp, Knut Tietz und Claudia Vogel (vgl. Vogel et al. 2010).

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Peter A. Berger Karsten Hank Angelika Tölke

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Vogel, C., Künemund, H., Kohli, M. (2011). Familiale Transmission sozialer Ungleichheit in der zweiten Lebenshälfte. In: Berger, P.A., Hank, K., Tölke, A. (eds) Reproduktion von Ungleichheit durch Arbeit und Familie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94117-2_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94117-2_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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