Zusammenfassung
Die oft beschworene Formel des „Hauses Europa“findet in der belgischen Hauptstadt in so absurder Weise baulichen Ausdruck, daß sie die Brüsseler Architektin und Stadtplanerin Caroline Mierop zu der sarkastischen Feststellung bewegte, Brüssel sei die „hoofdstad van de schaamte“, die Hauptstadt der Scham.1 Während Paris als „Stadt des Lichts“und Prag als „Goldene Stadt“berühmt seien, liege auf Brüssel das Bild des Martyriums: der abstrakte Prozeß der europäischen Einigung zeitige Folgen in Gestalt der Baumassen, die in die Stadt einfallen. Der politische Prozeß ist so weit abgehoben von der alltäglichen Realität, daß er nicht in lebendigen Städtebau zu übersetzen ist. Administration ist die abstrakte Idee, nicht die sinnliche Qualität europäischer Politik. Das Bauen für die Europäische Union und für die Dependancen des Lobbyismus führte bereits 1990 dazu, daß — statistisch — auf jeden der eine Million Einwohner der Metropole 8,5 Quadratmeter Bürofläche „entfielen“, ein Mehrfaches der Büroaufrüstung von London, Paris oder Berlin. In den Strukturen Brüssels bilden die Bürocluster eine Front der Stadtzerstörung.
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Anmerkungen
Caroline Mierop, Brussel, Constructie en Deconstructie, in: Jaarboek Architectuur Viaanderen 1994–95, Jan Verlinden (Hrsg.), Brüssel 1996
Ceci n’est pas une pipe, Teil des Motivs der Trahison des Images
Jaarboek Architectuur Viaanderen 1994–95; weitere Quellen: Viaanderen niuewe Architectuur; Wallonie nouvelles Architectures
Olaf Winkler, Versicherungsgebäude in Eeklo, Stéphane Beel, in: Baumeister 4/1998
Reinhart Wustlich, Wohnen zurück in die Stadt. Wohnungsbau als Modernisierungsfaktor der europäischen Stadt, in: Tendenz: Nachhaltig. Info-Börse Wohnungsbau, Darmstadt 1998
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© 1998 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden
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Wustlich, R. (1998). „Ceci n’est pas une architecture moderne.“ Neues Bauen in Belgien. In: Neitzke, P., Steckeweh, C., Wustlich, R. (eds) CENTRUM. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83185-9_50
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83185-9_50
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Print ISBN: 978-3-528-08807-1
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